Der kommt jetzt mal nicht von mir….aber der gefiel mir sehr gut. Ich grüße den Autor (den ich erstmal jetzt anonym halte, bis er sagt, das ich hier seinen Namen nennen darf) mit einem herzlichen: AUFSCHWUNG!
Ich hoffe, das sein Agent ihm … ein besseres Engagement als den Stadtpark besorgt hat. Oder auf deutsch: das sein Fallmanager ihn nicht zur Bürgerarbeit nötigte.
Satire? Noch! (social fiction)
Seit der Ära des Polit-Buddha Kohl ist uns allen klar: Wichtig ist, was
hinten rauskommt. Klar, damals wussten wir noch nicht, dass er das
wörtlich meinte.
Das Sparpaket zeugt nicht gerade von Kreativität oder gar Intelligenz.
Und der Verkauf dieses Holzhackermodells an das Volk … absolut
inakzeptabel! In der Privatwirtschaft wären die Verantwortlichen ob
ihres Versagens längst entlassen und spätestens jetzt der Zeitpunkt
gekommen, Insolvenz anzumelden.
Da hätte ich doch mehr erwartet, z.B. von einem Vizekanzler, der doch
mit seinem gründlichen und intensiven, immerhin 22-semestrigen Studium
der Jurisprudenz bereits unter Beweis hat, was die heutige Elite ausmacht.
Wo verstecken sich denn die Wohlfahrtsverbände, nachdem sie nach dem
Urteil des Bundesverfassungsgerichts die goldene Zukunft für ALG
II-Empfänger errechnet haben?
Bereiten sie im Verborgenen die Proteste gegen den sozialen Kahlschlag
vor in einem verschiedentlich bereits angekündigten heißen Herbst?
Oder freuen sie sich viel eher still und heimlich über die angekündigte
von-der-Leyensche Bürger(zwangs)arbeit, die ihnen willen-, recht- und
mittellose und unter Androhung unmittelbarer staatlicher Gewalt (wie
vorteilhaft!) Zwangsarbeiter in ausreichender Zahl als willkommenen
Ersatz für die wegbrechenden Zivildienstleistenden bescheren wird?
Kreatives Sparen geht anders, ressortübergreifend vor allem. Kreatives
Sparen investiert in die Zukunft und schafft Perspektiven.
Und das geht zum Beispiel so:
Ein Teil des Sozialbudgets geht zusammen mit den nicht verballerten
Milliarden aus dem Konjunkturpaket II an das Verkehrsministerium mit der
Zweckbindung der Brückenverbreiterung. Nur so werden zukünftig alle
ihren Platz finden.
Neben der Streichung der Rentenzuschüsse – die sind wegen der
angestrebten Komplettversorgung der Armen nicht mehr notwendig – fällt
nun selbstverständlich auch die Krankenversicherung weg. Die ärztliche
Versorgung wird sichergestellt, indem die Hausärzte zu einem sozialen
Tag pro Monat verpflichtet werden. Das ist der Beitrag zur Reform des
Gesundheitssystems.
Beim Abstieg unter die Brücke entfällt zudem der Mietzuschuss, und
daraus können mit Leichtigkeit die Erfolgsprämien der
Verfolgungsbetreuer in den Jobcentern für die Vermittlung ihrer Kunden
im Dumpinglohnsektor finanziert werden, die sich Roland Koch in einem
seiner hoffentlich letzten Vorschläge zur Beschleunigung des
Sozialabbaus wünschte.
Mit den Bridge-People (das ist 1. neudeutsch modern und klingt 2. so
verbindend) entsteht eine neue Kaste in der Gesellschaft, in Hartz IV
dagegen schafft dieses Konzept ausreichend Platz für Nachrücker aus der
Mittelschicht. Die Sklaven des Kapitalismus in der vielumworbenen
Mittelschicht müssen sich nicht mehr sorgen, dass sie im Falle ihres
„Versagens“ oder auf Grund ihrer „Faulheit“ nach ganz unten
durchrutschen, wenn sie aus dem Arbeitsleben gedrängt werden.
Die mit dem Logo der Bundesagentur für Arbeit deutlich gekennzeichneten
Brücken werden zudem auch zu Symbolen für gesellschaftliche Integration
und Gemeinschaft: Oben donnern die Luxuskarossen der Kapitalisten, die
durch fröhliche Hupkonzerte anzeigen, dass sie die ganz unten nicht
vergessen haben, und unten nehmen die Ärmsten der Armen tagtäglich an
diesem Luxusleben teil, indem sie zuhören dürfen, wie gut es Deutschland
geht.
Irgendwann geht auch dieses dekadente Leben der Bridge-People einmal zu
Ende. Was tun? Natürlich! Kreativität ist auch hier gefragt.
Die Kommunen appellieren an die Solidarität ihrer Bürger und erweitern
ohne großen Verwaltungsmehraufwand die Gebührenabgabe für die
Abfallentsorgung. Weiterhin wird hier strengstens auf die konsequente
Mülltrennung geachtet. Mit der neuen Abgabe finanzieren die Kommunen
dann die sozialverträgliche Entsorgung der untersten Kaste in
komfortablen Großraumgräbern.
Und sind die voll belegt, dann unterbrechen die Bürger(zwangs)arbeiter
der Hartz-IV-Kaste für kurze Zeit das Sammeln von Kronkorken und
Hundehaufen im Stadtpark und schaufeln zu.
Der Vizekanzler erkennt in dieser Idee sofort die herbeigesehnten
Möglichkeiten für die Neuausrichtung seiner F.ragwürdigen D.emagogischen
P.riviligierten und verkündet umgehend selbstzufrieden und lautstark:
Wir schaffen Perspektiven!
Die Kanzlerin fasst die Neugestaltung des Sozialstaats in einer
Pressekonferenz des Staatsfernsehens in ihrem Schlusswort zusammen:
Mit uns bleibt keiner im Regen stehen!
Jedenfalls wissen wir heute mit Sicherheit, was hinten rauskommt: Wir
sitzen bis zur Halskrause drin.