Sonntag ist. Ein Tag zum Geschichten erzählen, zur Besinnung und zur Umschau, wo man eigentlich gerade steht. Immerhin: für so etwas war die Kirche mal gut: dem Adel einen Arbeitstag abzuschwatzen. Muss nicht leicht gewesen sein.
Im Sommer 2002 durfte ich mal wieder durch die Republik reisen. Frei und ungebunden mit dem Auftrag, Marktforschung bei Meinungsbildnern zu betreiben. Zugang zu Menschen zu bekommen, die keinen Zugang gewähren, war eine meiner leichtesten Übungen. Das Themenfeld war … Diagnostik und Therapie der Schizophrenie.
Es wurden spannende Monate….wenn nicht sogar Jahre. Einer der psychiatrischen Chefärzte lud mich sogar in sein „Allerheiligstes“ ein, den Raum hinter dem Sprechzimmer, nachdem er meine Studienfächer erfragt hatte.
Das Gespräch dauerte sehr lange. Im Ergebnis hatten wie … einen „Deal“. Ich vermittelte ihm Menschen für eine Fortbildung, dafür würde er mich als Beobachter in der geschlossenen Abteilung der Anstalt zulassen. Ich habe mehrere dieser „Praktika“ absolviert – in verschiedenen Kliniken. Im Detail darf ich nicht darüber reden….und werde es auch nicht tun. Insgesamt habe ich den Eindruck, das die Psychiatrie sich auf dem Weg der Besserung befindet. Wurden die Patienten noch in den achtziger Jahren in Turnhallen an die Wände gekettet, so werden sie heute immerhin nur noch ans Bett gefesselt – wann immer sich die Pfleger von ihnen gestört fühlen.
Man sollte …. tunlichst vermeiden, solchen Menschen in die Hände zu fallen. Pfleger sind keine Heiligen, sind oft überfordert, verstehen die Krankheitsbilder nicht und neigen dazu, auf die Patienten zu reagieren wie auf normale Nachbarn, die sich danebenbenehmen. Vielleicht habe ich deshalb den Rat eines Oberarztes bekommen, bei der Erwähnung meiner Klinikaufenthalte zu erwähnen, das ich KITTEL UND SCHLÜSSEL hatte.
Offensichtlich reicht Kittel alleine nicht. Also: ich besaß Kittel und Schlüssel. Konnte jederzeit ´raus. Die Pfleger nicht.
Spannender jedoch war für die andere Seite. Die Psychiatrie kennt für die Diagnose der Schizophrenie ein Kriterium, das dem Philosophen sofort unheimlich ist und sein muß:
Unter einem Wahn versteht man eine krankhaft falsche Überzeugung über die Realität, die sich nicht korrigieren lässt. Beispiele sind Verfolgungs-, Vergiftungs- oder Beeinträchtigungswahn, aber auch Größenwahn. Die Wahnthemen sind oft bizarr, z.B. der Wahn, das Wetter kontrollieren zu können oder mit Außerirdischen in Verbindung zu stehen.
Wahrheit und Wirklichkeit sind Themen, die man in der Philosophie am besten gar nicht anrührt….weil man zu keinen Ergebnissen kommt. Schnell macht man die Erfahrung, das die einzigen Idioten auf diesem Planeten diejenigen sind, die glauben, etwas wirklich zu wissen.
Die letzten dreihundert Jahre haben wir uns als Zivilisation als Leute gebärdet, die … alles aber auch wirklich alles wissen. Was war der Ergebnis?
Atombomben, Konzentrationslager, Völkermorde, Hexenverbrennungen, Umweltzerstörungen … die Liste ließe sich beliebig verlängern. Sicher, wir haben auch Kaffeemaschinen und Toaster … aber zu welchem Preis. Die Bilanz unserer „Kultur“ ist – bei allen technischen Wundern – bislang erbärmlich, dabei sollten doch Aufklärung und Vernunft uns zur Freiheit, zum ewigen Frieden und zum Paradies führen, während es momentan so aussieht, als führe uns die Vernunft schlichtweg direkt in die Hölle auf Erden – vielleicht auch ein Grund, weshalb psychische Erkrankungen zunehmen. Hölle ist halt geistig ungesund.
Andere Definitionen von Wirklichkeit also als „krank“ darzustellen (wie es auch im Stalinismus gerne getan wurde), ist schlecht mit der Wirklichkeit der „modernen Zivilisation“ in Einklang zu bringen, die selber keinen allzu gesunden Eindruck macht.
Der Chefarzt sah es genauso. Deutsche musste er behandeln, wenn sie mit Gott sprachen, Türken, wenn sie nicht mehr mit Gott sprechen konnten – jedenfalls wenn man dem schwammigen Wortlaut der Diagnostik folgt. Ergo war ihm daran gelegen, Fortbildungen über Wirklichkeitsdeutungen für Ärzte und Pfleger zu organisieren. Ich sagte ihm zu, das ich das organisieren würde.
Ein wenig Recherche nur …. und ich traf seltsame Menschen, erfuhr eine Wirklichkeit mitten in Deutschland, die ich zuvor für unmöglich gehalten hätte. Auch hier … möchte ich nicht über Details reden. Was ich fand, war unter anderem eine Bundestagsabgeordnete, die eine sehr devote Beziehung zu jemandem führte, der … für mich dann als Referent arbeiten sollte. Viele nannten ihn einen Schamanen, einen Zauberer – er selbst allerdings nannte sich nur jemand, der „im Wald betet“ – was er auch tat, ich war dabei. Der Mann hatte ein Schwester, die Psychiaterin war – und er war (für mich natürlich wichtig) uneingeschränkt gesellschaftsfähig, was man kaum glauben würde, wenn ich von bzw. aus seiner Welt erzähle. Traue ich seiner Frau, so sind es tausende von Menschen, die in vielen Jahren seinen Worten gelauscht haben, systematisch baut er seine eigene kleine „Kirche“ auf, um … die Welt zu heilen.
Völlig wahnsinnig, wenn er vor den Ärzten und Pflegern gesessen hätte, die ihn bei Einweisung begutachten. Dort allerdings … hat keiner eine Chance. Ich war bei einigen der Einweisungsgespräche dabei….hat man den Stempel „verrückt“ auf der Stirn, gibt es schlichtweg nichts um das Gegenüber vom Gegenteil überzeugen zu können. Dort merkt man wie sehr Wirklichkeit von Deutung abhängen kann. Ein normaler, stockkonservativer Managertyp im Nadelstreifenanzug bekommt die Diagnose „emotional verflacht“, regt er sich über die Diagnose auf, so kriegt er eine neue, zusätzliche: gesteigerte Affektivität. Dieses Spiel kann man endlos weiterspielen, es gibt schlichtweg keine Äußerung, die nicht ins krankhafte interpretierbar wäre … aber es gibt dankenswerterweise viele Ärzte, die sich dessen bewußt sind.
Politisch gesehen natürlich außerordentlich brisant … und es ist verwunderlich, wieviel politische Vernunft in jenen Menschen war, die ich auf meinen Reisen noch kennengelernt habe. Keltische Priester (und das auch noch in der Eifel), christliche Nonnen, die in der Eifel mit Hilfe des Zen-Buddhismus Bürger missionieren wollen, um die Lehre, die die moderne Zivilisation hinterlassen hat, mit Sinn, Glück und Lebensfreude zu füllen (Zenklausen … die darf ich auch öffentlich erwähnen), keltische Stämme (mit Schwertritualen, sind auch Unternehmensberater dabei), bekennende Hexen unterschiedlichster Form (organisiert und nicht organisiert) … eine weite Welt tat sich auf, die unerkannt neben unsere lebt, aber in der Kritik zur Politik der BRD überraschende Gemeinsamkeiten aufweist.
Eine ähnliche Kritik – sehr ähnlich sogar – fand ich in den Reihen der Psychiater. Schauten diese ach so fremden, gegensätzlichen Menschen auf die politische Wirklichkeit der BRD, so sahen beide das Gleiche: ein Wiedererstarken des Faschismus, sowohl hier als auch in den USA (wozu sich einer der Schamanen regelmäßig in die „Tapete“ des weißen Hauses „hineinträumte“ … bevor jetzt einer laut lacht: die USA machen unter dem Stichwort „remote viewing“ ähnliches, das Lachen darf im Halse steckenbleiben), der damalige Chefarzt der Psychiatrie in Gießen machte sich sogar gerne mal in öffentlichen Vorträgen Luft über den ansteigenden Faschismus in den USA, den er an der Neuregelung der Behandlung von psychisch Kranken in diesem Land festmachte. Und hier …. um einen großen Kreis zu schließen … fand ich an einer namhaften Universitätsklinik auch eine Psychiaterin moslemischen Glaubens die … sehr überzeugt davon war, das der Islam die einzige Rettung vor jenen Kräften sein wird.
Eine ganz normale, junge, moderne Frau, Raucherin, die mich mit einigen überzeugenden Büchern konfrontierte wodurch es mich nicht mehr wirklich verwundert, warum „der Islam“ auf einmal zum Feind geworden ist.
Ein kleiner gemeinsamer Nenner verschiedenster „Kontrahenten“. Sage ich jetzt aber hier öffentlich: Dieses Land wird faschistisch! so bin ich es, den man für verrückt erklären würde. Ich habe nun keinen Kontakt mehr zu diesen Leuten – außer das ich regelmäßig noch zu der einen oder anderen Fortbildung für Psychiater eingeladen werde. Zu den „Zauberern“ habe ich auch keinen Kontakt mehr, ihre Wirklichkeit wurde mir zu unheimlich – und man hat ja – Gott sei Dank – die freie Wahl.
Ich habe mich aber an alle erinnert, als „Hartz IV“ eingeführt wurde.
Meine Position, das dieses Land nie und nimmer wieder faschistisch wird, wurde auf einmal nahezu unhaltbar, denn alles, wovor Psychiater und ihre potentiellen Patienten gewarnt hatten, stand auf einmal vor der Tür, die Dunkelheit, vor der sie gewarnt hatten, war auf einmal politisch konkret benennbar und erfahrbar.
Entgegen jeglichen Gerechtigkeitsdenkens schuf die politisch herrschende Klasse (nennen wir sie mal die Maschmeyer-Schröder-Gang) eine künstliche Unterschicht, denen viele bürgerliche Rechte aberkannt wurden. Ihr Besitz wurde konfisziert … auch wenn sie zuvor dreißig Jahre fleißig in die Versicherung einbezahlt hatten. Der neue Faschismus hatte sich seinen neuen Juden gebaut – und sich erstmal -wie üblich – an ihm bereichert.
Es ist schon peinlich, wenn man als normal denkender Mensch merkt, das Moslems, Hexer und Zauberer den zukünftigen Verlauf von Wirklichkeit besser vorhersagen konnten als hochbezahlte „Experten“. Nun, vielleicht … sollte man der Möglichkeit Raum geben, das es Menschen gibt, deren Wahrnehmungshorizont weiter ist als der unsrige, die eine feinere Nase für „Wirklichkeit“ haben, als der Durschnitt. Ist ja auch nichts besonderes, was die Nase angeht schlägt uns jeder Hund an Wahrnehmungsqualität. Dieser Gedanke kam mir, als ich das Video von Alex Jones über den Bohemian Grove ansah. Alex Jones mokiert sich über die Menschen, die vor der Tür protestierten: Hexen und Zauberer, der „Gegenzauber“ wirken wollten….für mich war dies nach meinen Erlebnissen in Deutschland normal.
Sieht man sich die Rituale des Grove an … so würde ich die Menschen, die sich dort an der Verbrennung von Kinder- Babypuppen beteiligen, während Schmerzensschreie über den Platz hallen (zu sehen z.B.