Manchmal beschreitet man seltsame Wege, angestoßen durch Dinge, die man sich nicht erklären kann.
Eines, was mich angestoßen hatte, war die Angst eines Schulfreundes vor Vampiren. Nicht, das er an sie „geglaubt“ hätte, wir man heute neudeutsch so schön formuliert, ohne etwas damit auszusagen.
Nein … er hat sich nur vor ihnen gefürchtet. Sehr sogar. Was wäre wenn … so sein Standpunkt.
Und ich … überhaupt nicht. Auch nicht: wenn … Und so fragte ich mich: warum ist das so.
Wollte mich aber nicht mit seichten Sprüchen zufrieden geben, sondern wie gehabt der Sache soweit auf den Grund gehen, das mich die Erkärung auch wirklich zufrieden stellt.
Hätte ich vielleicht lassen sollen, denn es wurde ein sehr weiter Weg.
Zum erstenmal fündig wurde ich bei einer psychologischen Analyse des Schauerromans „Dracula“ Stoker.
Dort wurde die Wirkung jenes rein künstlich konstruierten Vampirbildes gesellschaftskritisch analysiert.
Einsamer Graf, klaut Frauen, tötet Kinder zum Spaß, Blutsauger, unheimlich, kultiviert … das war keine neue Erfahrung für die Menschen. Hunderte ihre Vorfahren hatten tagtäglich Erfahrungen mit „Adel“ gemacht … und Graf Dracula konzentrierte diese Erfahrungen als … „Angstbild“. Darum wurde er so erfolgreich, weil er auf einer „emotionalen Ebene“ „echt“ war.
Auf der gleichen Ebene, auf der auch Märchen wirken und therapeutisch mit großem Erfolg eingesetzt werden können … u.a. um Kinder von chronischen Alpträumen zu befreien.
Hach … fand ich das spannend. Mythen als Spiegelbilder seelischer Prozesse und gesellschaftlicher Mächte, die Angst erzeugen…..aber durch die Realisierung als Bild auch bewältigbar wurden.
Forschte weiter, betrat ein wunderbares … und auf der psychischen Ebene völlig reales Universum.
Moderne Mythen wurden mein liebstes Hobby. Und die alten dann auch.
Bis der Tag kam, da wurden die ältesten Flüche der babylonischen Göttin Ereschkigal war: die Toten stiegen aus den Gräbern und fraßen die Lebenden … und zudem sah ich mich wieder mit den chronischen Alpträumen meiner Kindheit konfrontiert.
Auf einmal gab es … Zombies. Nicht die blöd glotzenden dienstbeflissenen untotsklaven haitianischer Plantagenbesitzer … sondern eine ganz neue Qualtität an Mythenbildern eroberte die Welt.
Und anders als andere Versuche (die, wie der „Blob“, kläglich gescheitert sind) wurden sie … adaptiert.
Akzepitiert.
Heerscharen zerfallender, toter, häßlicher Menschen in normaler Alltagskleidung zogen eine blutige Spur durch Literatur und über Leindwände. Die Menschen schienen gar nicht genug von ihnen bekommen zu können.
George R. Romero, der „Erfinder“ jenes Horrors, gestand einmal, wann er denn das erstemal die Idee dazu hatte:
In einem Einkaufszentrum, als er gemütlich Kaffee trinkend dem Volk beim „shoppen“ zusah. Da liefen vor seinem geistigen Auge das erste Mal diese Bilder ab, die er dann auf die Leinwand brachte. Er brauchte sie nur noch äußerlich in einen Zustand zu versetzen, in dem sie sich innerlich schon längst befanden.
Der französische Zeichner Gaza hat sich daran angeschlossen … seine Zombies strömten aus den Wohnungen, als versehentlich einmal der Fernseher ausfiel. Sein Held wurde im letzten Moment gerettet, als
die Kisten wieder ansprangen und die Horden zurück zu ihrem Gott schlurften, der dann doch wieder ihr leeres Hirn mit Bildern füllen konnte.
Gaza und Romero fielen mir spontan ein, als ich dachte … was wird wohl diese Krise, die Köhler beschrieb, mit den Menschen anstellen, deren größtes Interesse bislang darin bestand, wer der nächste Superstar ist und was wohl bei Gottschalk passiert.
Zombies?