Finanzwirtschaft

Von den Nebenwirkungen des Geldparadigma

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Der Ökonom und Philosoph Professor Dr. Dr. Wolfgang Berger gehört zu den Kritikern einer absoluten Grundvoraussetzung des derzeitigen Finanzsystems: dem Zins. In einem ausführlichen Interview für chaostheorien.de stellt er gegenwärtige Zustände, Risiken und Alternativen dar. Eine seiner Kernaussagen: „Der Zins ist Systembestandteil, und er hat Nebenwirkungen, die deshalb auch Systembestandteil sind – schreckliche Nebenwirkungen.“

Prof. Dr. Dr. Wolfgang Berger, geboren 1941 in Kassel, ist Philosoph und Volkswirtschaftler. Er hat in Grenoble/Frankreich und Durham/USA Ökonomie und Philosophie studiert. Im Anschluss daran hat er mit einem Forschungsauftrag der Max-Planck-Gesellschaft an der Freien Universität Berlin und an der Technischen Universität Berlin zum Dr. phil. in Philosophie und zum Dr. rer. pol. in Volkswirtschaftslehre promoviert. Danach war er für 20 Jahre als leitender Manager in Europa und Übersee tätig.

Wenn Sie ein Produkt kaufen – z. B. den Computer, mit dem Sie dieses Interview lesen – hat dieses Produkt und jedes seiner Teile eine lange Reihe von Wertschöpfungsstufen durchlaufen, bevor Sie es benutzen können. Das gilt für jedes Produkt und für jede Dienstleistung, sei es ein Getränk, ein Fahrzeug, eine Reise, eine ärztliche Behandlung, ein Medikament, eine Fernsehsendung oder die Geschwindigkeitskontrolle der Polizei. In jeder dieser Stufen sind für Zwischenschritte Investitionen erforderlich, die finanziert werden müssen und immer gehen diese Investitionen mit ihren Zinsen in die Kalkulation ein und damit in den Preis.

Würden die Zinsen in den Endpreis nicht hineinkalkuliert, könnte das Unternehmen, in dem die betreffende Wertschöpfungsstufe erstellt wird, nicht überleben. Wir müssen die Zinsanteile in der Kalkulation aus allen Wertschöpfungsstufen zusammenzählen und erhalten dann den Zinsanteil im Endprodukt. Im Durchschnitt aller Endpreise kommen wir dabei auf ungefähr 40 Prozent. Bei Getränken ist es weniger (ca. 30 Prozent), bei Mieten und Immobilienkäufen mehr (75 bis 80 Prozent).

Weiterhin ist bekannt, dass z. B. in Deutschland der Schuldendienst der zweithöchste Posten im Bundeshaushalt ist und wir unsere Steuern (auch die Mehrwertsteuer, die jeden unserer Einkäufe verteuert) an zweiter Stelle für Zinsen zahlen. Wir können also ganz grob gerechnet davon ausgehen, dass wir mit jedem Euro, den wir ausgeben, die Hälfte für Zinsen zahlen und nur die andere Hälfte für das Produkt oder die Dienstleistung. Wenn Sie also im Monat netto 3.000 Euro verdienen und sie vollständig ausgeben, zahlen Sie davon ungefähr 1.500 Euro Zinsen.

Wenn Sie auf frühere Ersparnisse monatlich 1.500 Euro Zinsen kassieren, haben Sie also noch immer nichts gewonnen. Nur am Rande: Um monatlich 1.500 Euro (im Jahr 18.000 Euro) Zinsen zu bekommen, müssen Sie zum gegenwärtigen Ausgabesatz von Bundesanleihen (ca. drei Prozent) 600.000 Euro angelegt haben – deutlich mehr als eine halbe Million. Und ich bin sicher, dass die wenigen Leute, die soviel Geld „auf der hohen Kante“ haben, sich nicht darüber im Klaren sind, dass sie noch immer nicht zu den Gewinnern des Systems gehören. Die Verlierer machen weit mehr als 90 Prozent der Bevölkerung aus und von ihnen (also von „unten“) gibt es eine ständige Umverteilung nach „oben“ – zu den wenigen Gewinnern, deren Zinseinkünfte die Zinsausgaben deutlich übersteigen.


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siehe dazu auch:

Prof. Wolfgang Berger zur Wirtschaftskrise Teil 1 von 9

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