Leben

Der Verfall der westlichen Kultur und die Bürgerkriege: Afghanistan, Israel und Hartz IV

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Manchmal sieht die Zukunft düster aus – erst recht, wenn man sieht, welche Saat gerade gesät wird. Angefangen bei diesem Buch … das ich eigentlich gar nicht lesen möchte:

http://www.amazon.de/Meinungsmache-Wirtschaft-Politik-Medien-abgew%C3%B6hnen/dp/3426274582/ref=pd_cp_b_1

Demokratie am Ende? Nicht ohne Grund empfinden so viele Menschen ein Unbehagen an der Politik: Es wird über ihre Köpfe hinwegregiert. Mit systematisch inszenierten Kampagnen wird die öffentliche Meinung beeinflusst. Albrecht Müller deckt auf, wer diese Kampagnen steuert und was wir dagegen tun können.
An vielen Beispielen weist der Autor nach: Die öffentliche Meinungsbildung und damit auch die politischen Entscheidungen werden von kleinen Zirkeln und sehr großen Interessen bestimmt. Sie betreiben den Ausverkauf unseres Landes – des öffentlichen Vermögens und auch von privaten Unternehmen. Das Gemeinwohl hat abgedankt, das Profitinteresse triumphiert.

Mittels strategisch geplanter Kampagnen wird gezielte Desinformation betrieben – auf fast allen Kanälen und so lange, bis alle der Botschaft glauben, die durch vermeintliche Experten in die Köpfe gestreut wird.

Das merken wir ja wirklich alle. 70% der Bevölkerung sind gegen Afghanistan, 90% der Abgeordneten dafür – da existiert mitlerweile ein Paralelluniversum mit Paralellgesellschaft ein Berlin, eine Diktatur der „Elite“, die sich über viele Ebenen verzweigt und verfilzt hat und jetzt mit brutaler wirtschaftlicher Gewalt die Grundfesten der Republik vernichtet:

http://www.zeit.de/politik/deutschland/2010-04/hartz-IV-eliten

Hartmann: Sie ist erstens homogener geworden. Die politische Elite hat sich der wirtschaftlichen angeglichen. Im neuen Kabinett Merkel haben drei Großbürgerkinder zentrale Ministerien inne: Guttenberg aus einer der 400 reichsten Familien Deutschlands und 800 Jahre altem Adel, de Maizière aus einer gut vernetzten Hugenottenfamilie und von der Leyen. Das gab es in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie. Man ist immer mehr unter sich und wird mit anderen Lebenswirklichkeiten gar nicht mehr konfrontiert. Zweitens haben sich Deutschlands Eliten radikalisiert ? das sieht man an Äußerungen wie den zitierten.

Ach ja, die Äußerungen:

Frage: Thilo Sarrazin hat jüngst Hartz-IV-Empfängern kaltes Duschen empfohlen, wenn das Geld fürs warme Wasser nicht reicht. Ein Einzelfall?

Michael Hartmann: Die Fälle häufen sich. Seit Wochen läuft die Westerwelle-Debatte um angebliche Sozialschmarotzer, der Philosoph Peter Sloterdijk macht sich für die sogenannten ?Leistungsträger? stark, die der Steuerstaat zugunsten der Unproduktiven enteigne, die als kultiviert und nachdenklich geltende DIE ZEIT malt auf ihrer ersten Seite das Schreckbild der ?Einwanderung in die Sozialsysteme?. Das ist zwar durch Fakten nicht zu belegen, aber es wird umgehend auf dem Titel der Bild-Zeitung zitiert. Eine erstaunliche Allianz. Und eine Aktivistin des Hamburger Volksbegehrens zur Rettung des grundständigen Gymnasiums bedauert im Fernsehen, dass seit den achtziger Jahren ein ?akademisches Proletariat? herangezüchtet worden sei, das ?weder für eine wissenschaftliche noch für eine gehobene akademische Laufbahn? tauge. All das und das öffentliche Echo zeigen mir, dass salonfähig geworden ist, was Sarrazin sagt.

Hartz IV ist die Zentrale Waffe in dem hier tobenden kalten Wirtschaftsbürgerkrieg, der bald, sehr bald heiß werden wird. Aber nicht von unten, sondern von oben, wie der bekanntee Armutsforscher Christoph Butterwege prognostiziert:

http://www.freitag.de/politik/1013-das-ist-kein-sozialstaat-mehr-interview-butterwege

Hartz IV wirkt ja nicht nur deprimierend für diejenigen, die davon betroffen sind, sondern macht auch jenen Angst, die fürchten, arbeitslos zu werden und nach kurzer Zeit auf das Sozialhilfeniveau abzusinken. Im Übrigen ist die Spaltung real: Die einen haben genug Geld und können sich auf einem Wohlfahrtsmarkt soziale Sicherheit kaufen. Die anderen haben keines und sind immer öfter auf die Privatwohltätigkeit angewiesen ? etwa auf Lebensmittelspenden der ?Tafeln?. Das hat aber mit dem Sozialstaat, wie man ihn bisher kannte, nichts mehr zu tun.

Hartz IV ist der Hammer, mit dem die oberen 10 %, die sich in den letzten Jahren locker 425% Gehaltsteigerung erlauben konnten, das Volk zusammenschlagen – egal, ob Arbeit oder nicht.

Es mag alarmistisch klingen, aber wir steuern auf einen Fürsorge-, Almosen- und Suppenküchenstaat zu, wenn keine gesellschaftspolitische Kurskorrektur erfolgt. Die öffentliche Debatte geht aber genau in die umgekehrte Richtung: Statt die Armut als strukturelles Problem einer neoliberal orientierten Konkurrenz- und Konsumgesellschaft zu erkennen, das zur Ausgrenzung eines wachsenden Teils der Bevölkerung führt, schiebt man die Schuld dafür den Betroffenen selbst in die Schuhe. Nicht die sozialen Probleme der Menschen stehen im Vordergrund, sondern ihre Faulheit und der Sozialmissbrauch. Das ist Stimmungsmache auf Stammtischniveau, und es geht Guido Westerwelle nicht allein darum, der FDP mit markigen Sprüchen aus dem Umfragetief zu helfen. Hier wird eine neue Runde des Sozialabbaus eingeläutet.

Während dessen stopft sich die Lumpenelite die Taschen an allen Ecken und Enden voll, bis es ihnen an den Ohren wieder herausquillt.

Und die oberen zehn Prozent … sind eine sehr verschworene Gruppe geworden:

http://www.zeit.de/politik/deutschland/2010-04/hartz-IV-eliten

Frage: Hat sich Deutschlands Elite verändert?

Hartmann: Sie ist erstens homogener geworden. Die politische Elite hat sich der wirtschaftlichen angeglichen. Im neuen Kabinett Merkel haben drei Großbürgerkinder zentrale Ministerien inne: Guttenberg aus einer der 400 reichsten Familien Deutschlands und 800 Jahre altem Adel, de Maizière aus einer gut vernetzten Hugenottenfamilie und von der Leyen. Das gab es in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie. Man ist immer mehr unter sich und wird mit anderen Lebenswirklichkeiten gar nicht mehr konfrontiert. Zweitens haben sich Deutschlands Eliten radikalisiert – das sieht man an Äußerungen wie den zitierten.

Doch der Verfall der Kultur und guten Sitten ist ja nicht nur in Deutschland zu beobachten. Auch Israel verliert zunehmend alle Hemmungen:

http://www.welt.de/politik/ausland/article7087305/Israel-will-gezielte-Toetungen-totschweigen.html

Es geht um illegale Tötungen mutmaßlicher Terroristen durch Israels Armee. Eine junge Journalistin wollte die Fälle aufdecken. Jetzt steht sie unter Hausarrest, ihr drohen 14 Jahre Haft. Israelische Medien dürfen darüber nicht berichten: Über dem Fall liegt eine richterliche Nachrichtensperre.

Mit dem Tod der Presse stirbt ja auch die Demokratie … und da hat die israelische Journalisten noch Glück gehabt, den Reutersleuten ging es richtig an den Kragen:

http://www.welt.de/politik/ausland/article7086096/US-Militaerbericht-rechtfertigt-Journalisten-Toetung.html

Jetzt steht Aussage gegen Aussage. Hier das Video der Internetseite WikiLeaks, das die Tötung zweier Reuters-Journalisten durch US-Soldaten anklagt. Da der Untersuchungsbericht des US-Militärs zu den tödlichen Schüssen. Darin heißt es, die Soldaten hätten sich nichts vorzuwerfen.

Der Beschuss der Zivilisten durch die Bordkanone des Apache-Kampfhubschraubers wird vom US-Militär als legitime Liquidierung von Aufständischen („insurgents“) gewertet. „Beide Kameramänner sind in einem sehr kleinen Kreis von zwei Metern mit bewaffneten Aufständischen zu sehen“, heißt es im Untersuchungsbericht. Daraufhin habe der Hubschrauber-Schütze das Feuer eröffnet und acht der neun am Straßenrand stehenden Männer getötet.

Wie man sieht, waren die „Aufständischen“ in der Tat mit „Kameras“ bewaffnet. Aber … diese Art der militärischen Vorgehensweise wird durch die Genfer Konvention nicht gedeckt, denke ich. Aber was soll´s: „wir“ sind die Guten. Und deshalb dürfen wir Zivilisten massakrieren wo immer es uns paßt.

http://www.politik-unzensiert.de/2010/04/id=254

Die Organisation Wikileaks, die erst kürzlich ein umfassendes Video eines Massakers zwischen dem US-Militär und irakischen Zivilisten im Vorort Neu-Baghdad veröffentlichte, befindet sich nun in der Recherche um einen Vorfall in Afghanistan, der im Mai 2009 über 100 Menschen das Leben kostete.

“Politik unzensiert” berichtete bereits über das Massaker zum Zeitpunkt des Hergangs im Mai letzten Jahres:

“In der afghanischen Provinz Farah greiften US-Luftstreitkräfte in der Nacht von Montag auf Dienstag angeblich verschanzte Talibankämpfer an. Fälschlicherweise traf die stundenlange Bombadierung allerdings die Residenzen von Zivilisten. Die Anzahl der Toten ist noch nicht abzusehen. Bereits gezählt wurden 55 identifizierte Opfer und 92 noch namenlose Leichen, was zu einer aktuellen Zahl von 147 Toten schließen lässt. Afghanische Offizielle sprechen von 120 bis 200 Toten, darunter hauptsächlich Frauen und Kinder.”

Da kann man sich vorstellen, was demonstrierenden Suppenküchlern in Deutschland bevorsteht. Da wird schnell ein kleines Taliban-Schildchen draufgeklebt und schon kann man gedankenlos abdrücken.

Lumpenelite live on Stage – in Deutschland und weltweit.

Im Rahmen dieses allgemeinen weltweiten Niedergangs demokratischer Traditionen stellt sich doch gar nicht mehr die Frage, warum Deutsche zu den Taliban überlaufen … es stellt sich nur die Frage, warum es so wenig sind. Noch – denn die Angst, die Wut, der Zorn und das verletzte Gerechtigkeitsempfinden werden mehr und mehr Menschen jenen Kräften zutreiben, die unser verrottetes System als das beschreiben, was es ist: die Fratze des Bösen. Mehr und mehr Menschen werden bereit sein, sich zur Rettung der Welt vor der Lumpenelite zu opfern – für die Zukunft ihrer Kinder.

Alles schon mal dagewesen. Seit Jahrtausenden ein normales menschliches Verhaltensmuster, man braucht halt nur eine Fahne unter der man sich sammelt.

Soll ich nochmal sagen: das wird sehr blutig enden?

Damit ich nachher sagen kann: habe ich´s nicht gesagt?

http://www.welt.de/kultur/article6501979/Die-Dekadenten-werden-von-den-Barbaren-besiegt.html

FDP-Chef Guido Westerwelle sieht im Versprechen „anstrengungslosen Wohlstands“ die Gefahr „spätrömischer“ Zustände. WELT ONLINE sprach mit dem Historiker Alexander Demandt über die Ursachen von Roms Fall, die Lehren für heute und den Wahrheitsgehalt von Westerwelles Aussagen.

Und da gibt es eine eindeutige Antwort:

WELT ONLINE: Sie zählen in Ihrer „Geschichte der Spätantike“ einige Erscheinungsformen der Dekadenz auf: Verödung der Städte, Rücknahme der Frauenemanzipation, Niedergang der Bildung, Aberglaube, Vulgarisierung des Rechts, Brutalisierung der Strafjustiz, Geldentwertung. Das alles hat mit dem Durchfüttern der Stadtbevölkerung nichts zu tun.

Demandt: Nein. Nichts.

„Durchfütterung der Stadtbevölkerung“ ist unser Hartz IV, unser Sozialstaat, bei dem die Kosten der Arbeitslosigkeit minimal sind, obwohl auch sie steigen werden, was unsere Nachbarn deutlich erkennen:

http://derstandard.at/1269449062085/Heimische-Industrie-100000-Jobs-fuer-immer-perdu

Die österreichische Industrie erlitt durch die Krise irreparablen Schaden. Berndorf-Aufsichtsratschef: 100.000 Jobs dauerhaft verloren.

Der weltweite Bürgerkrieg läuft schon längst: medial, wirtschaftlich, politisch und militärisch. Nur noch nicht überall gleich.



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