Politik

Kultur der Angst und die neue Diktatur

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Wer sein eigenes Glück suchen möchte, ist gut beraten, sich eine Landkarte zu besorgen, die ihn über die Strukturen seines Umfeldes informiert. Oder sich zu informieren über die Qualität der Erde, in die er sein Lebensbäumchen pflanzen mußte. Denn von diesen Informationen hängt der Erfolg des Lebens direkt ab.

Wer versucht, in einer Wüste einen Baum zum Blühen zu bringen, muß andere Maßnahmen ergreifen als jener, der in einem gut bewässerten fruchtbaren Tal lebt.

Die „Erde“ für den Menschenbaum ist das kulturelle Umfeld in dem er lebt … wobei ich den Begriff „Kultur“ in einem historisch-politischen Kontext verwende, nicht in dem degenerierten Kontext moderner Nachrichtenmagazine. Wirtschaft und Politik bestimmen hier ganz direkt die Qualität der „Erde“, nicht der neue BH von Paris Hilton.

Unsere Kultur hat sich geändert seit der Herrschaft von Kanzlerdarsteller Schröder.

Aus einer Kultur der sozialstaatlichen Sicherheit wurde: eine KULTUR DER ANGST.

Wo man früher geborgener Teil einer fair und demokratisch organisierten Kultur war, erlebt man heute unfairniss, Ungerechtigkeit, Ohnmacht, Angst. Es sind die Gefühle, die entstehen, wenn eine Diktatur ihr gräßliches Haupt erhebt.

Ob man nun betroffen war oder nicht, man mußte erleben, das „Arbeitslosigkeit“ von heute auf morgen ein Zustand wurde, der aus einem Opfer verfehlter Arbeitsmarktpolitik und mangelnden Steuerungswillens ein Täter wurde, den zu bestrafen Ziel und Zweck einer ganzen Gesellschaft wurde. Gestern wurde man noch zum Zwecke der Profitmaximierung beruflich entsorgt, heute schon ist man der asoziale Schmarotzer, der sich auf Kosten der edlen und fleißigen Gutmenschen parasitär durch die Gesellschaft bewegt … vollkommen unabhängig von dem, was man dreißig Jahre lang für diese Gesellschaft geleistet (und eingezahlt) hat.
Man wird de facto enteignet, die geschaffenen Vermögenswerte werden zur Entlastung des Sozialstaates eingezogen, der mediale und soziale Stellenwert geht gegen null … man wird ausgestoßener Paria mit eingeschränkten Grundrechten hinsichtlich der Reisefreiheit und Unantastbarkeit der Wohnung – wenn die von gesetzlicher Seite als „zu groß“ definiert wurde, verlor man oft genug sogar sein jahrzehntelang gewohntes Wohnumfeld.

Während gut betuchte Bürger noch genug Geld hatten, um Grundrechte noch in Anspruch nehmen zu können, gab es auf einmal ein Millionenheer von Menschen, die kein Geld mehr dafür hatten … und eben auf diverse Grundrechte verzichten mußten um noch ihr Essen bezahlen zu können.

Diese Erfahrung der neuen Kultur der Angst betrifft aber nicht nur Arbeitslose, sondern all jene, die nicht mit Beamtenstatus, Rentnerprivilegien oder reichen Eltern gesegnet worden sind. Die Medien sorgen schon dafür, das sich diese Kultur in alle Winkel der Republik verbreitet … mit freundlicher Unterstützung des geistig minderbemittelten Modells „Spießbürger“, der mal wieder seine große Zeit gekommen sieht, ungestraft seine Gelüste ausleben zu dürfen.

Auf Angst reagiert man im ersten Moment durch zwei Reflexe. Kampf oder Flucht. Schafft man es nicht, sich zu entscheiden, tritt ein dritter Reflex in Kraft: Angststarre.

Darum regt sich mein Zorn nicht gegen jene glatzköpfigen OI-blöckenden Neonazis, denn sie reagieren ganz natürlich auf die Bedrohung. Ebenso wie linke Autonome oder junge Türken. Sie bilden angstmildernde Gruppen und tragen die Angst nach außen um nicht an ihr zu ersticken. Oder sie schnappen sich eine Waffe und ziehen in den totalen Krieg: ein Mann gegen den Rest der Welt. Andere entscheiden sich für die Flucht … Alkohol, Videospiele.

Wobei letztere inwischen sogar als therapeutische Mittel bei Angststörungen eingesetzt werden. Ich … der Bildschirm … Kontrolle über die Vorgänge … das schafft einen „sicheren angstmildernden Raum“, der zusätzlich sogar angstgenerierte Aggressionen abbauen kann. Was ihr Verbot anrichten wird … möchte ich mir nicht ausmalen

Die dritte Gruppe wählt das dümmste Mittel … die Angststarre und glotzt passiv durch die Röhre oder den Flachbildschirm auf die bedrohliche Welt – wie das Kaninchen auf die Schlange.

Bewußt eine Kultur der Angst zu erzeugen ist ein Verbrechen. Ein abscheuliches, grausames Verbrechen, für das es keine Entschuldigung gibt, und das, wenn man die gesamtgesellschaftlichen Folgen (und die wachsenden Leichenberge betrachtet) als Verbrechen gegen die Menschlichkeit angesehen werden muß –
eines der ganz wenigen Verbrechen, die einen ob der Dimension des Leides, das bewußt und gezielt erzeugt oder zumindestens billigend in Kauf genommen wird,zum Nachsinnen bringen können, ob die Todesstrafe nicht wieder eingeführt werden sollte.

Und sei es nur darob, das man durch das bloße Nachsinnen den Verantwortlichen einen Schrecken einjagt, der ihnen helfen soll, sich bewußt zu machen, was sie da eigentlich angerichtet haben. Denn Todesstrafen sind … überall ebenfalls ein Verbrechen. Auch wenn sie als Arbeitsanreis indirekt gegen Hartz IV-Empfänger angedroht wird, denen die Nahrungsmittelversorgung komplett gestrichen werden kann. Daran sind auch schon welche gestorben.

Die bewußte und gezielte Verwüstung der psychischen und sozialen Kultur eines Landes ist ein Verbrechen.
Und eine Kultur der Angst bringt nicht jenen kreativen Schub hervor, den man bräuchte, um die bevorstehenden Herausfordernung bewältigen zu können.

Eine Kultur der Angst erzeugt eine lähmende Starre im Land…die sich auch auf die noch arbeitende Bevölkerung auswirkt, deren Leistungswillen und Leistungsbereitschaft sich in einem erbärmlichen Zustand befindet, der seinerseits wieder gigantische Milliardenschäden verursacht. Jeder arbeitet eben nur noch so viel, wie er gerade eben muß. Und manche … schaffen noch schnell mal eben für sich was an die Seite.

Bevor sich die Diktatur auf weitere Kreise der Bevölkerung ausdehnt … und diese Bewegung, denke ich, merken schon viele.



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