Medien

Die Wirtschaftskrise und die Medien

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Wir leben ja in wahrlich spannenden Zeiten. Eine kleine Zahl mutiger Journalisten liefert sich einen unglaublichen Kampf. Die ganze Welt befindet sich in einer nie dagewesenen Wirtschaftskrise, deren Folgen nur durch zunehmende gigantische Verschuldung aufgehalten werden kann, nur ein kleines gallisches Dorf eine kleine Zahl von Journalisten schreibt mutig dagegen an.

Das macht auch Sinn. Wirtschaft und Psyche hängen eng zusammen. Glaubt man an den Reichtum der Zukunft, schmeißt man sein Geld gerne zum Fenster heraus, es wird einem ja durch die Tür vielfach vermehrt in einer großen Schubkarre wieder zurückgebracht.

Glaubt man nicht an den Aufschwung, kauft man lieber Dosen … und Tabak als Notwährung.

Seit Monaten melden die Wirtschaftsjournalisten wöchentlich mehrmals das Ende der Krise, doch die Krise wehrt sich, wo sie nur kann:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,652230,00.html

Der deutsche Maschinenbau leidet massiv unter der globalen Krise. Die Aufträge sind zum elften Mal in Folge massiv eingebrochen – im August sanken die Bestellungen um 43 Prozent. Dennoch hofft die Branche, dass die Talsohle bald erreicht ist

Vielleicht gibt es aber gar keine Talsohle im Abgrund? Man kann doch nicht einfach so tun, als gäbe es eine, als wäre der Prozeß noch aufzuhalten. Gut, so eine Vermutung wäre für die Psyche natürlich fatal, was wiederum den DAX belasten würde, der gestern ja zu einem neuen Höhenflug ansetzen wollte, bevor die blöde Krise ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeschossen hat.

Im Kampf gegen die Krise setzten bezahlte Schreiberlinge Journalisten jedes Mittel ein, das ihnen zur Verfügung steht, auch die platte Lüge:

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,652206,00.html

Zahl der Arbeitslosen sinkt überraschend stark

Wer nur die Überschrift liest, ist erleichtert und erwartet mindestens zwei Millionen Arbeitslose weniger.

Doch im Originalton der Bundesanstalt für Arbeit hört sich das nüchterner an:

„Durch die Herbstbelebung ist die Arbeitslosigkeit im September deutlich zurückgegangen“, sagte der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise. „Dies ist jedoch keine Trendwende. Insgesamt bleiben die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf den Arbeitsmarkt weiterhin spürbar.“

Gut, wenn man den Artikel ganz liest, denn er wird noch düsterer. Und mir fehlt auch die Zahl derjenigen, die aus ALG I in ALG II übergewechselt sind … ein Sinken der Arbeitlosigkeit kann auch dadurch geschehen, das alle in eine andere Statistik wandern. Am Ende, nach dem Verlust jedes Anspruches auf ALG I haben wir nämlich statistisch keinen einzigen Arbeitlosen mehr. Aber das ersparen wir uns mal, denn es gibt noch mehr aus der Welt der Wirtschaft.

Kennt noch jemand diesen Ackermann? Deutsche Bank? Der hat ja vor kurzem noch toll geprahlt, das er wieder Gewinne macht und seine 25 % – Rendite erreicht. Jetzt zieht er aus den Supergewinnen auch noch Konsequenzen und baut Stellen ab. Das ist immer gut für den Aktienkurs.

http://www.welt.de/wirtschaft/article4675512/Deutsche-Bank-streicht-1300-Arbeitsplaetze-im-Inland.html

Die Finanz- und Wirtschaftskrise veranlasst die Deutsche Bank zu deutlichen Einschnitten beim Personal. Nach Informationen von WELT ONLINE streicht die Bank 1300 Stellen im Inland.

Nun, manche Kommentatoren blicken momentan sehr optimistisch in die Zukunft. Kein Wunder, sie sitzen wohlversorgt in Brüssel. Dort wird es noch lange Schinken geben.

http://www.handelsblatt.com/politik/handelsblatt-kommentar/die-spur-der-krise;2463271

Auch wenn es provokativ klingt für die, denen Arbeitslosigkeit droht: Wir können mit Zuversicht in die unmittelbare Zukunft schauen.

Stimmt. „Wir“ sind ja nicht die, denen Arbeitslosigkeit droht. Und wenn man sieht, was jener Experte für die Zukunft erwartet, kann er nur froh sein, das er zu dem „wir“ gehört und nicht zu den Arbeitnehmern.

Viele Arbeitnehmer fallen dauerhaft aus dem Markt, die strukturelle Arbeitslosigkeit steigt. Krisen verändern die Wirtschaftsstruktur, daraus resultiert eine längere Suche nach neuen Jobs und damit eine verlängerte durchschnittliche Arbeitslosigkeit. Hinzu kommt der Effekt von Firmenpleiten und von Kapitalverlusten bei denen, die überleben. Schließlich spielt die Schrumpfung des Finanzsektors eine Rolle und die Tatsache, dass abwandernde Arbeitskräfte im neuen Job eine niedrigere Produktivität haben – auch wenn sie vielleicht sozial nützlicher sind. Insgesamt folgt deshalb nach einer Bankenkrise ein Wohlstandsverlust, der fünf Prozentpunkten des Bruttoinlandsproduktes entspricht.

Fallen dauerhaft aus dem Markt … wer jetzt zwischen 40 und 67 ist und seinen Arbeitsplatz verliert, der hat eine große Chance, ins sozialstaatliche Paradies von Hartz-IV zu wandern. Wie zuvor drängeln sich immer mehr Menschen um immer weniger Arbeitsplätze – und keinen interessierts.

Wir brauchen aber bezahlte Arbeit um unseren Staat am Leben zu erhalten.

Und nur mit Zuversicht und Optimismus bekomme ich beim Metzger kein Gramm Schinken. Ich kann es ja mal versuchen … aber nur, wenn ein Kamerateam mich begleitet.

Das Zuversicht, Optimismus und seriöse Geschäftsplanung eigentlich einen Dreck wert sind, merken gerade auch viele Jungunternehmer, die sich optimistisch und zuversichtlich eine Existenz aufbauen wollen, denn die Banken geizen mit Geld (trotz hoher Zinsansprüche) wo sie nur können.

Mir scheint, die „Kreditklemme“ hat vielleicht eine ganz andere Ursache, als das Banker sich in ihre kleinen Scheinchen so sehr verliebt haben, das sie sich nie mehr von ihnen trennen noch sie in fremde Hände geben wollen.

Ich denke … die schauen etwas hinter jene weisen Worte des „Think-Tank-Experten“ … denn dort erkennt man leicht die Eckdaten für einen Einbruch der Binnenkonjunktur.

Kredite für Häuser und Autos bekommt man noch relativ leicht, aber an Häusern verdienen Banken so oder so gut.

Jedoch sind insolvente Geschäfte, erst recht, wenn sie in Massen auftreten, weniger erbaulich. Da ist man dann auf einmal …weniger kreditfreudig.



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