Wir hatten ja jetzt eine Krise. Oder auch nicht. Oder vielleicht auch doch. Sie ist jetzt zum wiederholten Male vorbei – oder auch nicht. Wahrscheinlich kommt es noch ganz Dicke, auf jeden Fall arbeiten Bankräuber in Nadelstreifen nochmal ganz intensiv daran.
Dabei hatte man in Krise eine große Chance gesehen:
http://www.news.de/gesellschaft/835043525/die-wirtschaftskrise-als-chance-zum-glueck/1/
«Viele merken jetzt, dass das vermeintliche Glück, dem sie nachgejagt sind, wie Konsum, nicht so wichtig ist wie zum Beispiel Familie. Krisen gehören zum Leben dazu, das hat den Vorteil, dass man das Glück wieder bewusst erleben kann»,
Glücklich kann vieles machen und im Gegensatz zur Botschaft der vielen Mach-mich-glücklich-Ratgebern ist es sehr individuell:
Glück sei eine ganz individuelle Sache, meint Annegret Braun. «Genussmomente wie Essen, das Erleben der Natur oder Erfolg. Wenn man etwas Schwieriges geschafft hat, das bedeutete für die von uns Befragten Glück.» Somit sei Glück auf jeden Fall eine Empfindung des Moments. «Glück kann nicht dauerhaft sein, das ist ein Widerspruch. Die Gesellschaft sucht zwar nach einem dauerhaften Glück, aber das ist unmöglich», sagt Braun. So eine Glückssuche könne auch unglücklich machen.
Na, dann hätten wir die Krise doch gar nicht gebraucht, um Glück wieder bewußt erleben zu können. Viele arbeitslose Männer erleben momentan Glück. Sie gelten zwar als eindeutige Verlierer der Krise aber
sind wahrscheinlich sehr glücklich, das sie die Forderungen ihrer Kinder nach immer neuen Technik-Schnick-Schnack nicht erfüllen können. Die Kinder sind wiederum froh über ihre steigende Aussenseiterrolle in der Schule, wo häufig nur die Ausrüstung zählt. Die Antworten auf diese Fragen jedoch … findet man immer seltener, weil Konsum eben doch alles ist und Familie ein Abfallprodukt, um das man sich kümmert, wenn gerade Krise ist.
Nun, das war vielleicht auch etwas unglücklich formuliert, denn eigentlich soll in der Krise eine Chance zur Bewußtwerdung stecken.
Geld jedoch macht nicht glücklich. Das fand Edward Diener, Psychologieprofessor an der University of Illinois, bekannt unter dem Namen «Dr. Happiness» heraus. Seine Studie zeigt, dass genau soviel Geld glücklich macht, wie man zum Leben braucht. Alles was darüber hinausgeht, macht nicht glücklicher. Zu wenig Geld ist allerdings auch ein Grund für Unzufriedenheit.
Da werden ja jetzt endlich mal konkrete Rahmenbedingungen benannt. Geld macht nicht glücklich. Da kontert aber gleich der Stammtischchor von hinten: „Aber es beruhigt doch!“.
Dem Stammtisch sei gesagt: wer beruhigt werden muß, hat Unruhe, Angst in sich und kann sowieso nicht glücklich werden – auch nicht mit noch soviel Geld. Man braucht genug zum Leben, und das ist viel weniger, als die Konsumwerbung uns klar machen will. Glück kann man nicht kaufen, auch wenn diese Botschaft täglich auf allen Kanälen gepriesen wird. Geld kann Ängste dämpfen, beruhigen, aber es läßt sie nicht verschwinden. Und Angst macht nie glücklich. Dafür ist sie viel zu beängstigend.
Glück in der Krise hatten die Frauen. Vor allem die aus dem Osten.
http://www.news.de/gesellschaft/846467702/ossis-geben-nicht-so-leicht-auf/1/
Die Krise ist nicht weiblich, und ostdeutsch erst recht nicht. Eine Studie zeigt jetzt, dass Frauen im Osten eher von der Wirtschaftskrise profitieren. Die wahren Verlierer sind demnach die Männer im Westen.
Frauen arbeiten billiger als Männer. Also: keine Frage, wen man in Zeiten der Krise zuerst vor die Tür setzt: den Familienvater mit drei Kindern, der noch ein Haus abzubezahlen hat, der sich auf das typische
lebenslange Versorungsmodell „Ehe“ eingelassen hat. Ein schreckliches Wort übrigens: Versorgungsmodell Ehe. Aber das hat ja jetzt ausgedient, habe ich gelesen.
Warum die Männer im Westen die Verlierer sind? Zu teuer. Man braucht heute Menschen, die Zeit für ihr Glück haben wollen:
http://www.news.de/gesellschaft/806853645/frauen-treten-haeufiger-kuerzer/1/
Allerdings ist der Anteil derjenigen, die mangels einer Vollzeitstelle einen Teilzeitjob angenommen haben, in den vergangenen zehn Jahren von 13 auf 23 Prozent deutlich gewachsen. In Ostdeutschland sind es sogar 65 Prozent, in Westdeutschland dagegen nur 17 Prozent.
Insgesamt hatten im vergangenen Jahr 4,9 Millionen Frauen und Männer einen Teilzeitjob mit maximal 20 Stunden pro Woche, das sind 16 Prozent aller abhängig Beschäftigten. 1998 waren es noch 3,5 Millionen. Der Anstieg in zehn Jahren betrug also 35 Prozent. 1998 waren zehn Prozent der Teilzeitarbeitenden Männer, 2008 waren es 13 Prozent.
Schon spannend, so nebenbei zu erfahren, das auch die, die Arbeit haben, kaum noch richtig arbeiten gehen.
Die hängen auch den halben Tag zu Hause ´rum.
Teilzeitbeschäftigung hat in allen Altersgruppen zugenommen, am stärksten jedoch bei den 45- bis 54-Jährigen und am geringsten bei den 25- bis 34-Jährigen. Insgesamt 60 Prozent aller Teilzeitarbeitenden sind 35 bis 54 Jahre alt und in der überwiegenden Mehrzahl Frauen.
Angeblich arbeiten die alle Teilzeit, weil die keine Vollzeitstelle gefunden haben. Macht aber nichts, man kann ja einfach mal unterstellen, die wollten auch keine. Und so profitieren die Frauen im Osten von der Krise, während der Westmann der Verlierer ist. Die Ostfrau zeigt dem Westmann, wie man für wenig Geld in der halben Zeit die gleiche Arbeit macht. Als Unternehmer … freut man sich.
Und die Männer haben das ja auch verdient. Denn irgendwie … ist das ja ihre Krise. So liest man beim deutschen Gewerkschaftsbund:
http://www.dgb-frauen.de/themen/dokumente/beitrag-a-scheele.pdf
dass die Verfasstheit der (Welt )Ökonomie und der (Welt
)Gesellschaft auf einem strukturellen male bias und einem systemisch befestigten Gender-
Code basiert, der durch das Handeln der vorwiegend männlichen Akteure des globalen
Finanzkapitalismus hergestellt wird und sich permanent reproduziert.
Aber … da die Krise ja eine Chance zum Glück darstellt – sollte man da die Männer nicht weiter mit ihrem Gender-code (was immer damit auch gemeint ist) agieren lassen?
Die bisherige Krise hat doch nur eins gebracht: die ängstliche Frage des bald auch arbeitslosen Stammtisches: Wenn geht es endlich weiter wie früher?
Nun, langfristig gar nicht, aber wir verschulden uns schon mal täglich mehr, um die brutale Wahrheit so lange wie möglich hinauszuzögern.
Und der ewig notgeile Spiegel hat auch gleich schon anderes Glück in der Krise gefunden:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,655526-4,00.html
Der Teilzeit-Job als Oben-ohne-Entertainerin bei Rick’s dagegen sei eine „wundervolle Erfahrung“, sagt sie. Und allein ihr Trinkgeld summiere sich auf rund 160.000 Dollar im Jahr.
Beim ersten Mal, als sie sich auszog, sei es „beängstigend“ gewesen, berichtete Newton in einem Fernsehauftritt. „Aber nach zwei oder drei Wodka wirst du sicherer.“ In der Rezession sei das Strippen für alleinstehende Frauen durchaus empfehlenswert. Newton empfiehlt: „Probier es aus.“
Das ist die Rolle der Frau, die viele Bankgangster in der Mittagspause glücklich machen könnte. Und nebenbei winkt auch noch viel Bargeld. Eine ehemalige Kollegin als Stripperin in der Mittagspause …
leider ist die Geschichte so nicht wahr. Aber sie wird weltweit unter falscher Überschrift weitergereicht.
Manche Männer wissen, was Frauen wünschen … sollten.