Jetzt ist es ´raus: ich bin auch ein Taliban. ARTE hat mich entdeckt. Mich und 300000 andere Taliban, die in Deutschland als fünfte Macht eine Revolution anstreben.
Ja, das hat uns der Obama eingebracht: das Internet ist als fünfte Macht etabliert. Und das macht natürlich Angst. Vor allem der vierten Macht, die nach sechzig Jahren endlich zum ausführenden Organ von Wirtschaftsverbänden geworden ist … jedenfalls weitgehend. Waren es jetzt sechs oder vielleicht sogar sieben Familien, die Zeitungsvielfalt und die Meinungshoheit in Deutschland besitzen?
Auf jeden Fall sind es zwei Parteien, die überall ihre Finger drin haben … vor allem im Staatsfernsehen ARD, ZDF und den immer noch lebenden „Dritten“. Ist ja auch nicht alles schlecht, was die da bringen … nur ändert es nichts. Ganz viele tolle Berichte … und keinen interessierts. Gibt ja auch für jeden Bericht einen Gegenbericht, damit alles ausgewogen bleibt. Zu jedem Skandal eine Gegenlüge, das dreißig Jahre konsequent durchgehalten und niemand bewegt sich mehr von der Stelle.
Es war alles so fein eingerichtet. Man konnte sich so fein beim Bundespresseball mit abgestempelten Briefmarken versorgen, um den Verdacht an Korruption gar nicht erst aufkommen zu lassen, passende Dinge schreiben, um das nächste mal auch wieder eingeladen, eingestellt oder mit Aufträgen versorgt zu werden.
An Tagen wie dem jecken Rosenmontag rechnen Regierungs- und Ministeriumssprecher nicht unbedingt damit, von Journalisten gnadenlos befragt zu werden. Gestern allerdings nutzte die versammelte Hauptstadtpresse die Bundespressekonferenz, um detailliert nachzufragen, welches Ministerium gedenkt, wie viele zusätzliche Stellen zu schaffen. Mancher Sprecher geriet dabei ins Schwitzen.
Ja, in Zeiten der Krise brauchen die Ministerien erstmal 1000 neue Mitarbeiter (wir berichteten) … kein Wunder, das Westerwelle die Hartz-IV-Regelsätze senken will. Irgendwie muß er seine neuen Leute ja bezahlen. Großartige wundersame Veränderungen aufgrund der Berichterstattung wird es nur nicht geben, dafür sorgt schon das gute, freundliche, kameradschaftliche Klima auf der Bundespressekonferenz, und wer das brav mitmacht, der wird auch zum Bundespresseball eingeladen und darf mit Joschka Fischer tanzen oder sich als seine nächste Frau bewerben.
Da ist man als Journalist endlich mal Teil der Gesellschaft der Schönen, Reichen und Mächtigen. Sowas verpflichtet natürlich. Und man muß schon ganz schön strampeln, um sich dieser Verpflichtung als würdig zu erweisen. Erstmal muß man natürlich Mitglied des Privatvereins „Bundespressekonferenz“ werden. Dann darf man sowiewo erstmal auf den Ball:
http://www.bundespresseball.de/04_akkr.html
250 Journalisten … und erstmal natürlich die vom Verein „Bundespressekonferenz“. Und noch ein paar, die sich im Laufe des Jahres besonders ausgezeichnet haben. Finanziert wird diese Privatveranstaltung von:
http://www.bundespresseball.de/03_spon.html
AWD, British American Tobbaco, DHL, ENBW und anderen bekannten Freunden der Gesellschaft. Und es scheint auch viel Geld da zu fließen, wenn man sich anschaut, was die private Bundespressekonferenz für ein wunderbares Bauobjekt in Berlin erstellen konnte:
Das man sich hier irgendwelchen Geldgebern irgendwie verpflichtet hat, muß natürlich von vornherein ausgeschlossen werden. Sowas geschieht in Deutschland nicht. Auch nicht für eine Karte für den Bundespresseball…die immerhin ganz schön was kostet:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/Stadtleben-Bundespresseball-Status-Quo;art125,2658067
Bevor Status Quo nachts um halb eins die Bühne betreten, dominiert ruhigere Musik: Traditionell eröffnet Bundespräsident Horst Köhler mit dem ersten Walzer den Abend. Der Ball findet bereits zum zehnten Mal in Berlin statt. 2800 Gäste werden erwartet, die Kosten für eine Sitzplatzkarte liegen bei knapp 600 Euro. Das diesjährige Motto: „Metropoly“. In Berlin gebe es Gold und Glamour ebenso wie Hasenheide und Hartz IV – „Berlin ist Metropoly“, sagte Gertler.
Erwartet werden unter anderem Peer Steinbrück, Klaus Wowereit, Brigitte Zypries, Michael Sommer und Renate Künast. Ob Angela Merkel dabei sein wird, ist noch unklar – man hoffe es, sagte Rick Parfitt. Sie sei schließlich „eine sehr attraktive Dame“.
Alles ist so schön eingerichtet, jeder Schreiberling hat eine Chance, zu den Bütteln der Supereichen aufsteigen zu dürfen … und dann kommen die Taliban und versauen alles, weil sie das Nachrichtengeschäft ganz umsonst betreiben. Das darf nicht sein … die gehören verboten:
http://plus7.arte.tv/de/1697660,CmC=3051924,scheduleId=3027926.html
Der Siegeszug des Internets und die explosionsartige Verbreitung von Online-Nachrichten stellt eine demokratische Revolution dar und schenkt den Menschen neue Freiheiten. Doch birgt das Internet gerade wegen seiner vielen Möglichkeiten auch Gefahren. Denn auf Tausenden von Webseiten und Blogs werden zahllose mehr oder weniger gut recherchierte Informationen, Gerede und Gerüchte verbreitet. In diesem allgemeinen Informationsdurcheinander erlangt die Meinung eines Ideologen oder Aktivisten nicht selten den gleichen Stellenwert wie die eines Experten, eines anerkannten Wissenschaftlers oder Forschers.
Da fühlt sich so ein kleiner Eifeltaliban aber gleich auf den Schlips getreten. Ich recherchiere meine Meinung recht gründlich … und ich pflege mir meine Meinung grundsätzlich unabhängig von Experten zu machen, da ich nie weiß, von wem die sich gerade bezahlen lasse.
Ich bin zu oft auf Medienlügen hereingefallen … und ohne das Versagen und die Korrumpierbarkeit der vierten Macht wäre die fünfte nie notwendig geworden.
Wir können mit unserer Zeit auch etwas Besseres anfangen, als eure Lügengespinste und verdeckten Regierungserklärungen aufzudecken. Aber: es geht nicht mehr anders. Wir hier draußen haben eine andere Wirklichkeit als die, die beim Bundespresseball der Bundespressekonferenz tanzen.
Und WIR sind DER SOUVERÄN. Wir dürfen uns unsere eigene Meinung bilden, auch wenn der Journaillienfilz sich da in seiner Existenz bedroht fühlt. Zurecht … denn er hat seine Existenzberechtigung schon längst verloren.
Wir haben auch keine Wissenschaftsdiktatur. Wir brauchen nicht jedem verrückten Experten kritiklos hinterher zu laufen. Immerhin … auch unter Experten gibt es Aktivisten und Ideologen. Merkt man jeden Tag, wenn man nur gründlich genug Zeitung liest.
Es ist schön zu sehen, das gewisse Kreise bei ARTE meinen, das Volk solle gefälligst als dumme blöckende Schafherde den Alphatierchen kritiklos hinterherlaufen und mit dieser Reportage rückt man einer ersehnten Einladung zum Bundespresseball, dem Ritterschlag der Bundespressekonferenz, sicher deutlich näher.
Die Eifeltaliban stehen jedoch nicht auf diesen Glamour. Wir mögen nicht feiern, wenn die Bürger leiden.
Wir haben noch … Mitgefühl kultiviert. Und was in diesem Land geschieht … und was dieses Land noch erwartet: der vergeht jedem anständigen Menschen das Lachen.
Und erst recht die Lust darauf, mit Westerwelle zu tanzen.
Und während die Journaille tanzt … etablieren sich die Taliban:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/19/19631/1.html
Die Blogger sind zum modischen Phänomen geworden. Tatsächlich haben sich viele Blogs etabliert und sieben sowie bewerten in einem mehr oder weniger spezifischen Kontext Neuigkeiten und Auffälligkeiten. Manche Informationen werden dadurch erst hoch gespült und schließlich auch von den größeren Medien aufgenommen, die mittlerweile selbst, um den Anschluss nicht zu verlieren, gelegentlich ihr Spektrum durch Blogs meist von Mitarbeitern erweitert haben. Dass Blogger politisch bedeutsam sind, wurde zuletzt im Präsidentschaftswahlkampf deutlich, was dazu führte, dass auch die Parteien Blogs anboten. Als symbolischen Erfolg kann man nun sehen, dass der erste unabhängige Blogger vom Weißen Haus zu den Pressekonferenzen zugelassen wurde.
Auch Gerichte können mitlerweile keine substantiellen Unterschiede mehr zwischen Bloggern und Journalisten erkennen:
In der Blogger-Szene wird zur Zeit über ein Urteil des „Provincinal Court of New Brunswick“ diskutiert, das der kanadische Blogger Charles Le Blanc in seinem Weblog veröffentlicht hat. Le Blanc hatte einer Protestveranstaltung beigewohnt, um in seinem Weblog darüber zu berichten. Während den Journalisten von Presse und Fernsehen gestattet wurde, Aufnahmen von dem Polizeieinsatz während der Protestveranstaltung zu machen, wurde Le Blanc von Polizeikräften abgeführt. Le Blanc wandte sich gegen diese polizeiliche Maßnahme mit der Begründung, dass ihm als Blogger die gleichen Rechte wie Journalisten zustehen müssten. Das Gericht gab ihm nun Recht und stellte fest, dass er nichts anderes getan habe, als seiner Tätigkeit als Blogger nachzugehen („He was simply plying his trade“) und deshalb nicht von der Polizei in Gewahrsam genommen hätte werden dürfen.
Und in Wirklichkeit … wäre die Journaille ohne uns doch aufgeschmissen:
http://klauseck.typepad.com/prblogger/2008/01/journalisten.html
Laut Brodeu und MarketWire erhalten 75 Prozent der US-Journalisten ihre Ideen via Blogs. Viele sehen in Blogs eine gute Quelle der Inspiration, halten sich aber selbst mit Kommentaren zurück. Immerhin 70 Prozent nutzen Blogs regelmäßig als Lektüre. Fast jeder Dritte (30 Prozent) der Journalisten gab an, selbst ein Blog zu betreiben. 21 Prozent verbringen sogar mehr als eine Stunde am Tag mit dem Blog-Lesen.Grundlage der Studie (PDF) waren insgesamt 177 Reporter und Redakteure.
Also … laßt uns das Geschäft doch redlich teilen: Für uns das Denken und die Nachrichten, für Euch … der Tanz mit Westerwelle und Merkel und das Arschkriechen beim Anzeigenkunden.
Und wenn ihr mal wieder nichts Kritisches über eure Anzeigenkunden oder Ballpartner schreiben dürft … ein Wort genügt. Wir machen das schon. Ganz unentgeltlich als notwendiger Teil der Informationsbürgerwehr.