Wieder einmal wird deutlich: Deutschland wird dritte-Welt-Land. Darf man nicht sagen, sonst kommt man nicht zum Bundespresseball, aber da ich da nicht hin will, sage ich das einfach mal:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,678397,00.html
Alarmierende Studie zur Einkommensverteilung: Mehr als elf Millionen Deutsche leben laut einer neuen Erhebung des Wirtschaftsinstituts DIW unter der Armutsschwelle – rund ein Drittel mehr als vor zehn Jahren. Vor allem junge Leute und Familien sind betroffen.
Und als Lösung hat die Politik etwas noch besseres parat: damit die armen Familien nicht mehr so arm sind, nimmt man ihnen einfach die Kinder weg! Superlösung, denn dann sind es ja auch keine Familien mehr sondern Singles, und viel besser als die leiblichen Eltern können sich natürlich unterbezahlte Erzieherinnen oder die allseits gerne eingesetzten „Ein-Euro-Kräfte“ kümmern. Und immerhin bleibt es ja der jungen Mutter die ihr Kind vermißt, selbst überlassen, sich bei der ARGE für einen Ein-Euro-Job in der Kinderverwahranstalt ihrer Wahl zu bewerben, damit sie auch Tagsüber mal ihr Kind sehen kann.
Immerhin sind wir ein freies Land und keine Unmenschen, so etwas würden wir möglich machen, da bin ich mir ganz sicher.
Trotz steigender Armut rät das DIW von einer Erhöhung der Hartz-IV-Sätze ab. Diese reduzierten zwar Einkommensdefizite, letztlich sei dies aber bloße Symptombekämpfung, sagte Frick. „Sinnvoller erscheinen uns Investitionen in Kinderbetreuung und in verbesserte Erwerbschancen für Alleinerziehende und Familien mit jungen Kindern.“
Mit etwas mehr Geld kann man seine Kinder ja vielleicht auch in einer katholischen Privatschule unterbringen, wo besonders ausgebildetes Personal die Sexualaufklärung gerne auch mal ganz praktisch betreibt:
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,677825,00.html
Der Missbrauchsskandal am Berliner Jesuitengymnasium Canisius-Kolleg weitet sich aus. Der Rektor der katholischen Schule sowie eine Rechtsanwältin gehen davon aus, dass die Zahl der Opfer im dreistelligen Bereich liegt – und schließen Entschädigungszahlungen wie in den USA nicht aus.
Im westfälischen Werl hat sich mindestens ein Missbrauchsfall ereignet, der vom zuständigen Bistum Paderborn jahrelang verschwiegen wurde. Wie ein Sprecher des Erzbischofs auf SPIEGEL-Anfrage einräumte, wurde bereits im Juli 2002 ein Geistlicher des kirchlichen Jungen-Internats Collegium Aloysianum in Werl „kurzfristig von seinen Aufgaben entpflichtet“.
Möglicherweise sind die Kinder den Priestern aber irgendwann auch dankbar, wenn sie durch diese gelernt haben, reichen Investoren auf der Durchreise besondere Dienste anbieten zu können, vor allem wenn das Land endlich auf dritte-Welt-Niveau angekommen ist und die Hauptakteure sich in ihre US-amerikanischen Villen zurückgezogen haben.
Vielleicht lassen sich aber auch die Abtreibungsgesetze weiter fassen, so das man die Kinder bis zum achtzehnten Lebensjahr noch straflos entsorgen kann. Die gesetzgebenden Organe sind ja was asozialität angeht sehr findig geworden in den letzten Jahren. Immerhin: wer seine Familie nicht mehr ernähren kann, der mußte auch im Mittelalter unangenehme Entscheidungen treffen. Und da wollen wir ja wieder hin … oder sind insgeheim schon lange angekommen: im Mittelalter der Sozialpolitik.
Jeder kümmert sich wieder um sich selber und muß nur noch nebenbei dafür sorgen, das die Fürsten auch schön reich bleiben.
Ist doch heute schon so, oder?
Noch nicht ganz … aber die Armutsstudie zeigt ja, das wir da mit Riesenschritten voranschreiten.
Auch Hexenverbrennungen werden sicher bald wieder in Mode kommen, man schießt sich ja schon ein: arbeitslose Behinderte und Menschen mit Migrationshintergrund stehen ganz vorn in der ersten Reihe der Freiwilligen.
Ganz deutlich drückt dies das Manager-Magazin aus:
http://www.manager-magazin.de/magazin/artikel/0,2828,667897,00.html
Leere Kassen, hohe Schulden, schwaches Wachstum – Deutschland steht vor den schlimmsten Verteilungskämpfen der Nachkriegszeit. Die von FDP-Chef Guido Westerwelle befeuerte Hartz-IV-Debatte ist nur ein Vorgeschmack. Hält die Gesellschaft das aus?
Verteilungskämpfe bedeutet KRIEG. Bürgerkrieg. So einfach ist das. Über die Wahl der Waffen allerdings … wird noch diskutiert:
Die Spitzenleute aus Wirtschaft und Gesellschaft – darunter Wolfgang Reitzle (Linde ), Mathias Döpfner (Springer ), Nikolaus von Bomhard (Munich Re ) und Roman Herzog (Altbundespräsident) – reisten schließlich nicht zum Naturgenuss ins Tagungshaus der Stiftung von Ernst Freiberger. Sie folgten der Einladung des Unternehmers, weil sie eines der wichtigsten Probleme unserer Zeit umtreibt. Wie kann eine Gesellschaft funktionieren, wenn die Wirtschaft nicht mehr wächst? Wie können Menschen zufrieden bleiben, wenn ihr Wohlstand sinkt? „Wir stehen vor einem gigantischen Paradigmenwechsel in unserer Gesellschaft“, davon zeigte sich von Bomhard überzeugt. Und auch das ist klar: Dieser Wandel hat bereits begonnen.
Aber man stellt sich schon mal einer … kaum mehr abzuwendenden Zukunft:
Nullwachstum – das bedeutet düstere Aussichten für Deutschlands Zukunft. Ein Heer von Geringverdienern in Dienstleistungsjobs, die zusätzlich staatliche Stütze brauchen. Massenhaft Alte, die von ihren Renten nicht leben können. Immer weniger Mittelstand mit ordentlichem Einkommen, der all diese Sozialleistungen finanzieren muss. Und die gut ausgebildeten Jungen verlassen in Scharen das Land, um andernorts ihr Glück zu machen.
Da muß man doch schauen, ob man die letzten Überlebenden nicht noch irgendwie gegeneinander aufhetzen kann … auch wenn es die Partei unter die fünf-Prozent-Hürde treibt.