Also, morgen geht es ja los. Europawahl … „hast du einen Opa, schick in nach Europa“. Wieder einmal die Qual der Wahl zur Wahl der Qual. Möchte ich eher die Diktatur der Renditeoptimierer oder die Diktatur des Proletariats? Oder irgendeine Diktatur dazwischen? Vielleicht mit ein bischen Wums gewürzt, Dosenpfand, Froschrettung und gezielten Bombenterror inklusive? Oder etwas mehr Kleingeld für Rentner, Arbeitslose und chronisch Kranke? Oder sollen die alle besser ins Renditeoptimierungslager zur Rettung der Konkurrenzfähigkeit dieses Landes?
Mir fällt die Wahl da echt schwer. Und seltsam … obwohl die Welt so voller Probleme ist, die man dringend anpacken muß … fällt es vielen anderen auch schwer, sich für irgendeinen Mumpitz zu entscheiden.
Die Gewinner der Wahl stehen schon längst fest: die Nichtwähler. Könnten die absolute Mehrheit bekommen.
Die haben auch eine eigene Partei:
http://www.parteidernichtwaehler.de/wahlen.htm
Das Programm ist sogar auf den ersten Blick für Feld-Wald- und Wiesenphilosophen reizvoll, nur völlig
unrelevant, denn: wenn ich die Partei der Nichtwähler wählen würde, wäre ich ja automatisch kein Nichtwähler mehr und hätte in der Partei nichts zu suchen. So etwas stört mich halt, da kann ich sehr pingelig werden.
Verstehen kann ich Nichtwähler recht gut. Für die Gülle, die da abläuft, will ich eigentlich auch nicht verantwortlich gemacht werden. Mich hat auch niemand gefragt, ob ich dieses Europa da überhaupt will.
Mich hat auch keiner gefragt, ob ich 14000 Euro für die Abgeordneten da für akzeptabel halte (und nur, damit kein Irrtum entsteht: halte ich nicht. 2000 plus Spesen wäre absolut genug für diese ehrenvolle Aufgabe – und würde sicherstellen, das mehr engagierte Idealisten den Job annehmen. Also … ich würde es tun). Und einer schleichenden Auflösung der Souveränität der BRD habe ich, als Souverän und Herrscher dieses Landes, auch nicht zugestimmt. Die anderen Souveräne auch nicht … die meisten jedenfalls.
Zumindest all diejenigen, die Morgen lieber zu Hause bleiben. Ist sowieso gerade empfindlich kalt, da kann man sich schnell was wegholen.
Gut heißen kann ich das natürlich nicht. Das Modell meines geschätzten Blogfreundes „Dreckscheuder“ (großes rotes Kreuz quer übers Blatt mit persönlicher Widmung) finde ich da sehr akzeptabel, es ist eine eindeutige Willensbekundung eines Wählers, die mir persönlich sogar wichtiger wäre als das anonyme Kreuz. Mir als Politiker wäre das sogar enorm wichtig, denn das würde mir zeigen, das ich versagt habe.
Mögliche 60% Nichtwähler zeigen der ganzen europäischen und bundesdeutschen Politik, das sie versagt hat.
Wo bleiben eigentlich die Kampagnen zur Wählermobilisierung? Die Studien und Forschungen zur Nichtwählerproblematik … Studien, die Antworten bringen?
Wollen die alle ihren Kaiser Willhelm wiederhaben? Oder einen neuen österreichischen Führer mit Visionen, der sagt, wo es langgeht? Oder sind die einfach nur faul und wollen sich drücken?
Ich finde, letzteres sollte man absolut ausschließen – und deshalb habe ich einen finsteren Plan entwickelt. Einen ganz finsteren Plan im Krieg gegen die Nichtwähler, die unser ganzes schönes fein geputztes System einfach ignorieren – aus welchen Gründen auch immer.
Man weiß ja, wieviel Wähler man hat, nicht wahr? 60 Millionen sind´s hier knapp. Wir rechnen also die Prozente der Parteien nicht aus den abgegebenen Stimmen aus (immerhin sind wir eine Demokratie und kein Parteienförderverein), sondern beziehen das auf das Gesamtstimmenvolumen.
Das wäre auch korrekt, denn der Nichtwähler sagt zumindest eins ganz deutlich: ich will DIE NICHT!
Wäre also falsch, einfach so zu tun, als hätte er sie doch gewollt, wenn er zur Wahl gegangen wäre.
Da hat dann eine Partei eben nicht nur 20 % der Stimmen, sondern nur 5 %. Und dafür darf sie dann ihre Opas nach Europa schicken.
Jetzt hat der aufmerksame Leser sicher festgestellt, das da je ein paar Sitze im EU-Parlament eingespart werden könnten. Aber halt! Das schwebt mir nicht im Sinn.
Wir haben ja die Wahllisten. Wir wissen nicht, WAS die Leute wählen. Aber wir wissen genau, wer DA WAHR.
Und jetzt holen wir unsere Lottofee und wählen entsprechend der Sitzzahl, die eine Nichtwählerpartei
erreicht hätte, willkürlich ein paar hundert Wahlverweigerer aus und schicken sie nach Europa.
Zur Strafe. Einführung der Mitregierungspflicht für Souveräne, entsprechend den Regeln des Wehr- und Zivildienstes. Wer nicht dezidiert was genommen hat, was im Angebot war … sollte beweisen können, das er es besser macht. Ob ein- zwei- oder vier Jahre … die Details überlasse ich erstmal anderen.
Hier geht es mir erstmal um die Einführung des Prinzips der direkten Zwangsdemokratie zur Rettung demokratischer Prinzipien.
Was meint ihr, was das für Bewegung im Land geben würde!
Entweder gehen auf einmal alle wählen … oder gar keiner mehr, weil alle mal mitreden wollen.
Ein herrlich kunterbuntes Parlament hätte man da. Die Parteien würden wieder flott gemacht, weil man ihnen an die Fleischtöpfe geht, der Souverän würde in die Pflicht genommen … ein unglaublicher Ruck würde durch das Land gehen.
Und man würde dem Willen des Souveräns genüge tun, denn die Mehrheit will mit dem europäischen Theater scheinbar nichts mehr zu tun haben. Das wiederum … ist einzig Schuld der Politiker, nicht des Souveräns.
Wenn der König nicht mehr zu den Beratungen seiner Berater kommt … sollten sich die Berater Sorgen machen, nicht der König.
Und das der König keine Lust mehr hat, sich um sein Land zu kümmern … ist untolerabel. Da man aber
DIESEN Souverän nicht abwählen, erschiessen oder einsperren kann (obwohl manche das sicher gerne möchten),
wird man mit ihm leben müssen. Also: muß man ihn notfalls mit sanfter Gewalt zu den Beratungen im Parlament hintransferieren.
Was würde da endlich mal wieder spannend geredet werden! Da käme wieder richtig leben in die Bude und die Einschaltquoten bei Parlamentsdebatten würden in die Höhe schnellen, wenn die zwangsrekrutierten Parlamentarier einfach mal so ihre Meinung sagen würden … BIG BROTHER wäre nichts dagegen.
Und ehrlich: dann würde sich sogar der Eifelphilosoph wieder einen Fernseher anschaffen! Das würde ich mir um keinen Preis auf der Welt entgehen lassen wollen!
Ach ja, und wer meint, dann würde dieses Land ja unregierbar werden … wenn ich mir die Ergebnisse der Politik der letzten Jahrzehnte so anschaue, scheint mir unregierbar besser zu sein als schlecht regiert zu werden. Und die Verwaltung läuft ja weiter … nur anstatt kopflos herumzuregieren, würden wir erstmal miteinander reden müssen – und so eine Pause täte momentan allen mal gut, will ich meinen.