Samstag, 4.7.2015. Eifel. Heute gibt es etwas zu feiern: heute vor fünf Jahren war der offizielle Start des Nachrichtenspiegels. Es war ein bewusst gewähltes Datum: der Tag der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung. Auch wir wollten unabhängig werden – unabhängig im Denken, das zunemend bis ins letzt Detail von Außen geformt wird. Wunsch wäre ein seriöses Nachrichtenmagazin geworden – doch hier scheiterten wir schnell an finanziellen Mitteln … und an menschlichen Mängeln. Das Kernteam – die Hauptverantwortlichen – besteht bei uns halt nur aus zwei Leuten, Werner und mir. Ich stehe da als allein erziehender Vater mit angeschlagenem Rücken, der nebenbei noch als Dozent und Lerntheratpeut arbeitet – und da kann der Nachrichtenspiegel nur an dritter Stelle stehen. Dann Woche für Woche mit 300 Autoren kommunizieren, E-Mails beantworten, ihre Texte lesen (so geht es gerade einem guten Bekannten von mir) funktioniert nur, wenn das Geld von alleine kommt, man gesund ist und den ganzen Tag vor dem Bildschirm verbringen kann – mir ist sowas nicht möglich. Trotzdem an dieser Stelle vielen Dank an alle jene Autoren, Zeichner, Fotografen und Zulieferern von Informationen, die den Nachrichtenspiegel zu dem gemacht haben, was er ist: ein feiner kleiner Nachdenkort, wo sich Menschen zusammenfinden, die sich konstruktiv austauchen wollen – das ist schon allerhand.
Natürlich gibt es noch was zu feiern: 10024328 Zuschauer seit dem 09.12.2011 12:00
Das ist schon eine imposante … und sehr traurig machende Zahl.
Warum traurig?
Nun – wenn hier wirklich schon 10 Millionen Menschen die Kunst der differenzierten Beurteilung gesellschaftlicher Realitäten wahrgenommen haben … warum haben sie nicht schon längst eine Partei gegründet?
Die Antwort auf diese Frage führt in unangenehmere Kapitel, zu unangenehmeren Erfahrungen … denn ich wurde ja schon mal auf eine Parteigründung angesprochen. Die Ansprache war mir unangenehm: ich habe sehr wenig Geld, kann schlecht reisen und fühlte mich wohl mit einem Incognito Eifelphilosoph – jenes Incognito, dass einst so unbedacht mit Blick auf den Studiengang in Kombination mit Blick auf die Landschaft gewählt wurde um auch irgendwie so zu heißen wie alle anderen im „Neuland“. Andererseits aber galt: der Philosoph sollte die Welt schon zum Besseren verändern, nicht nur ihre Verwesung beschreiben.
Zudem gab der Erfolg der 5 Sterne in Italien meinen Kritikern ja Recht: es ließe sich was Bewegen. Also landete ich bei FB, aber anstatt eine Partei gestalteten wir eine Demonstration. Die Idee war einfach: gelänge es, 10 000 000 Menschen dazu zu bringen, sich dieser dauernden Demonstration für zentrale Grundwerte des menschlichen Lebens (Freiheit, Frieden, Sicherheit, Wohlstand, Gerechtigkeit) anzuschließen, wäre die Politik gezwungen, diese mit Füßen getretenen Werte wieder zu respektieren. Die Methode schien auch einfach: zur Demontration von Macht braucht man nur eine Masse aufzubauen – man braucht keinen Parteiapparat, keine Machthierarchien – es reicht einfach, wenn die Macht wahrnimmt, dass noch viele Menschen an den zentralen Werten menschlichen Lebens interessiert sind. Wir haben für diese Idee immerhin nach zwei Jahren 152 „Likes“ bekommen – eine Frau Katzenberger schafft es mit Parfüm auf 1,7 Millionen „Likes“.
Es lesen viele – doch wenn man zur Tat schreiten will, steht man auf einmal allein da. Dabei wird nur die Tat die Verhältnisse ändern – und ich dachte, wir seien uns einig, dass diese Verhältnisse übel sind? Als wir „Fünf-Werte-für-Deutschland“ gründeten, war der Wunsch nach „Frieden“ noch selbstverständlich – zwei Jahre später sind die Zeitungen voll mit Kriegsgeschrei: der Russe will mal wieder bezwungen werden. 152 Menschen wollen Frieden in Deutschland, Wohlstand, Gerechtigkeit, Sicherheit, Freiheit: und der Rest?
Will Merkel. Ja – da kommen Sie nicht ´raus, lieber Leser: ich habe meinen Schopenhauer gelesen. Auch wenn der Mensch oft meint, er will, was er wünscht (Freiheit, Sicherheit, Frieden, Gerechtigkeit und Wohlstand) so will er doch ein Wirklichkeit das, was er TUT! Und er tut Merkel wählen – oder die Parteien, die Merkel an die Macht bringen.
Schlimm, oder?
Dabei wäre alles so einfach – wie wir mal anhand der OP 100 demonstriert haben…oder demonstrieren wollten. 100 Euro mehr pro Monat für jeden Hartz IV – Abhängigen war versprochen, nur dafür brauchten wir endlich mal echtes Geld, denn es galt einen Außendienst aufzubauen – was mal meine Welt war. Ja – ich habe gelernt, mit einer kleinen Truppe von Menschen in großem Stil Meinungen zu gestalten … und: in der Tag – das geht sehr erfolgreich. Nur: den Aufbau der Organisation konnten wir selber nicht bezahlen. Woran scheiterte es? Allein an dem Aufbau einer Führungsgruppe, die mir Arbeit hätte annehmen können. Dann gab es auch noch technische Probleme – und der Start zur gezielten Veränderung gesellschaftlicher Realitäten wurde abgebrochen: ist ja auch nicht unbedingt unser Job, oder?
Erinnerte mich an den „Menschenschutzbund„, den ich einst auf Zuruf ins Leben gerufen habe, alldieweil ich in einem Bericht über Dreharbeiten zu einem gesellschaftskritischen Film gruseliges entdeckt hatte: wäre man so mit Tieren umgesprungen, dann hätte der Tierschutzverein die Polizei geholt – mit Menschen jedoch war es möglich, Komparsen konnte man problemlos bei Minustemperaturen nackt in einem Erdloch liegen lassen. Raten Sie mal, wer den Menschenschutzbund dann letztlich allein betreiben durfte – zusätzlich zu allen anderen Aufgaben? Immerhin: von Herrn Westerwelle haben wir eine persönliche Antwort bekommen, es wäre eine Chance gewesen, die unsägliche Politik in Deutschland von Außen anzustupsen.
Der Preis für diese enorme Lustlosigkeit an der Gestaltung der eigenen Welt ist hoch – dass haben wir die letzten Jahre beobachten können. Und selbst ich – geschult im Managementdenken, dass immer den schlimmsten Fall im Blick hat – hätte vor fünf Jahren nicht gedacht, dass nochmal ein Waffengang mit Russland droht. Mir wird aber aktuell immer klarer, warum das so ist, warum es unabwendbar ist und aus Europa eine (möglicherwiese nukleare) Trümmerwüste machen soll – zum Wohle jener, denen wir im Rahmen der Globalisierung im Wege stehen. Wenn ich Lust dazu verspüren sollte, schreibe ich vielleicht mal über das sensible und gefährliche Thema – aber ich habe irgendwie keine Lust, schon wieder meinen Kopf für andere hinzuhalten … das tun wir sowieso schon genug.
Wer hätte vor fünf Jahren daran gedacht, dass man das Kernland der europäischen Demokratie (eine verbündetet Nation!) wegen ausbleibender Zinsgewinne mit tödlichen Sanktionen überzieht, die die kranken, armen und alten Menschen sowie die Säuglinge in den Tod treiben? Wer hätte vor fünf Jahren daran gedacht, dass man offen die Abschaffung des Bargeldes fordert und so dreist ist, den Grund offen zu nennen: mehr Erträge durch Negativzins – der endlich voll durchschlägt, wenn alle ihre Vermögen auf der Bank haben MÜSSEN. Wer hätte vor fünf Jahren gedacht, dass uns unser großer Bruder USA durch seinen Nachrichtendienst NSA immer noch als Feindland kategorisiert: als Feindland allererster Güte?
Ich sage Ihnen: in fünf Jahren werden wir – sofern wie hier noch schreiben können – noch viel erstaunlichere Schreckensmeldungen zu lesen bekommen. Sollte ich noch Lust dazu verspüren, dann schreibe ich mal was drüber … sie können aber auch gerne selber lesen: selbst wenn man sie „Lügenpresse“ nennt, so kann man in ihren Abgründen noch genug sorgsam verborgene Informationen finden (manchmal unter völlig falschen Überschriften), die es nur logisch und folgerichtig zusammenzufügen gilt: schon wissen Sie, was kommen wird. Ist doch alles öffentlich!
Ja – so sicher sind die Putschisten: sie wissen, dass sie nichts zu befürchten haben.
Gar nichts.
Sie bauen die Gesellschaft von ganz oben um, verwandeln sie in ein riesiges Arbeitslager, machen das, was sie schon seit über hundert Jahren machen: jagen die Menschenmassen gegeneinander – aktuell vor allem international als abhängige Arbeitnehmer. Das konnte schon das alte Rom sehr gut.
Diesmal jedoch ist der Angriff noch gründlicher, noch durchdringender, noch gefährlicher: diesmal geht es um einen totalen Vernichtungskrieg gegen das freie, unabhängige Denken selbst, es geht um die totale Zombiefizierung der westlichen Gesellschaft – und letztlich der ganzen Menschen. Mammon, der Zombiegott, triumphiert an allen Fronten und auf allen Ebenen des menschlichen Seins. Der Reichtumsforscher H.J. Krymanski beschreibt das in einem der seltenen, der freiwilligen Selbstkontrolle des staatstragenden Journalismus entgangenem Text so (siehe Uni Münster):
„Nein, hier geht es letztendlich um den Konsum von Menschen und Menschlichkeit. Und zwar nicht nur im Sinne von ‚Leibeigenschaft‘ (wie im Feudalismus) oder von ‚Verwarenförmigung‘ menschlicher Arbeitskraft (wie im Kapitalismus), sondern im Sinne einer neo-kapitalistischen Biopolitik, die man als neuen Kannibalismus bezeichnen könnte. Ich will dieses Bild jetzt nicht strapazieren. Aber die (post)moderne informatisierte und globalisierte Welt neo-kapitalistischer ‚Wertschöpfung‘ verlangt immer rücksichtsloser den ‚ganzen‘ Menschen. Es gibt keine freie Stelle in den Köpfen, die nicht vom Verwertungsanspruch der Renditejäger betroffen wäre. Die Trennung von Arbeitszeit und Freizeit ist aufgehoben, die herrschenden Produktionsverhältnisse fressen den ganzen Menschen, dem jegliche Fluchtmöglichkeit außer der Hölle der totalen Ausgrenzung abgeschnitten ist.“
Lesen Sie sich diesen Abschnitt bitte dreimal durch: er beantwortet alle Fragen bezüglich Ihrer eigenen, persönlichen Misere. Auch Ihre Gegner sind von Krymanski treffen und erschöpfend beschrieben worden:
„Diese Gruppe umfasst weltweit zwar nur wenige Tausend. Aber sie hat große, bislang kaum ausreichend analysierte und definierte Macht. Und wie einst die Fürsten sind diese Milliardäre von einem Heer etwas weniger Reicher und von hochbezahlten Hilfseliten aus der Konzern- und Finanzwelt, aus der Politik, aus Wissenschaft, Kultur und Medien umgeben. Dieser ganze neo-feudale Machtkomplex einer global vernetzten Geldelite ist in den letzten Jahren trotz aller Krisen gewachsen und zählt inzwischen insgesamt mehrere Millionen. Wir wissen, dass aus diesen Kreisen der Rest der Menschheit sehr genau beobachtet und die Weltprobleme sehr genau analysiert werden, durch Think Tanks, Stiftungen, private Forschungseinrichtungen usw. Und es ist klar, dass die Interessen dieses obersten 1 Prozent und vor allem des obersten 0,1 Prozent der Weltbevölkerung nicht unbedingt identisch sind mit den Interessen der übrigen 99 Prozent.“
Was hinterläßt diese geballte Offensive von Sportlern, Medienstars, Politikern, Schriftstellern und gut verkauften Intellektuellen?
Zombies. Unmengen von Wesen, denen man das eigene Denken abgewöhnt hat – zugunsten dessen, „was man im Fernsehen sagt“, die willenlos den kannibalistischen Instinkten des Neokapitalismus folgen und sich gierig auf alles stürzen, was noch Spuren von Lebendigkeit enthält, um diese – mangels eigenem Lebens – komplett in sich aufzunehmen: die Perversion des wachsenden organisierten Kindesmissbrauches in Gesellschaft und Politik hat hier ihre Wurzeln, ebenso die Ausländerfeindlichkeit (mutige Menschen, die tausende von Kilometern unter schlimmsten Umständen hinter sich bringen, um ihre Familie zu schützen – Helden im eigentlichen Sinne), Arbeitslosenfeindlichkeit (die vom Neokapitalismus verächtlich wegen mangelnder Verwertbarkeit ausgespuckten, ausgebrannten Reste einst blühender Menschlichkeit) oder der geschürte Sadismus gegen ausgelutschte Promis im Dschungelcamp.
Ja – machen Sie sich dessen bewusst: Sie werden sehr genau beobachtet – von hoch bezahlten Wissenschaftlern, die dem Feudalismus empfehlen, Unsummen z.B. in Fußball zu investieren, um Gefühle gezielt kanalisieren zu können, die man ansonsten in die Verbesserung der eigenen Lebensqualität investieren könnte. Aber was macht es schon, wenn die Zukunft der Kinder verbrannt wird – auch der eigenen – solange nur Bayern München deutscher Meister ist, der Tatort eine gelungene Illusion von funktionierende Gerechtigkeit vermittelt und das Privatfernsehen täglich demonstriert, was Arme doch für eine unerträglich widernatürliche Menschenart darstellen, die eigentlich … eliminiert gehört. Das wird nie gesagt – aber als emotionale Botschaft in die Köpfe implementiert.
Das ist im Prinzip die ganze strategische Analyse, in der sich der Nachrichtenspiegel als kleine, zombiefreie Zone hält – aber sicher nicht ewig. Das ist auch die Welt, in der Sie leben. Eine Welt, die sie letztlich – wenn sie mit Ihnen fertig ist – als Zombie zurück läßt, der gierig nach echtem Leben hungert, während seine Seele langsam im Zombietraum – dem Einfamilienhaus, dem Egotempel des Konsumgötzen – verdurstet und nur noch Hass, Zorn und Verachtung für all´ jene übrig hat, die noch dem Leben dienen. Kein Wunder, dass unsere liebste Industrie jene ist, die mit der Massenproduktion von Sondermüll auf vier Rädern enorme Reichtümer schäffelt, in dem sie den Rest des Planeten verseucht: Zombieindustrie von Zombiemenschen.
Vielleicht ganz nützlich für den Planeten, dass die Clubs der Superreichen gerade einen dritten europäischen Krieg einfädeln, um großflächig europäische – und vor allem deutsche – Konkurrenz auf den Weltmärkten auszuschalten – oder halten Sie diese Schlussfolgerung etwa für falsch? Können wir bei Gelegenheit mal drüber reden.
Nach fünf Jahren Nachrichtenspiegel, über 2600 Artikeln, drei Büchern (deren Umsätze leider nicht die Existenz des Verlages sichern, noch uns Gewinn einbringen, den wir für einen Videokanal bräuchten) ist es Zeit, Konsequenzen aus den gemachten Erfahrungen zu ziehen – und zwar schnell, bevor der bargeldlose Zinsfresserstaat teure Realität wird (darüber wird noch zu berichten sein: ganz offen gibt die Politik zu, breite Massen durch Abschaffung des Bargeldes enteigenen zu wolle … durch Negativzins auf das Geld, das dann nicht mehr versteckt werden kann).
Was brauchen wir in dieser Welt zuallererst?
Ich sagte doch: Krymanski lesen.
Was wir brauchen – dringend – sind Fluchtmöglichkeiten vor der totalen Verwertbarkeit menschlichen Seins. Ja – das ist der wahre Grund des Kampfes des Finanzfeudalismus gegen den Sozialstaat: da gab es Fluchtmöglicheiten, die die Agenda 2012 durch den Einsatz von 110000 Mann und 55 Milliarden Euro geschlossen hat – so viel war ihnen die Vernichtung von sozialen Rückzugsgebieten wert.
Damit werde ich mich nun stärker beschäftigen. Genug der Fragezeichen, der Analysen, genug der Empörung, der Verwunderung, des Entsetzens über eine kollabierende Welt – und genug der Hoffnung, dass wir dieses mit normalen Mitteln wieder in den Griff kriegen.
Mit hirnlosen Zombies kann man keine Revolution machen. Mit denen misslingt sogar ein normales Gartenfest.