Politik

Bohemian Grove, Marc Dutroux und die Netzwerke der Machtelite

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Donnerstag, 10.5.2012. Eifel.  Ende der achtziger Jahre hatte ich beruflich Kontakt zu einer Sektenberatungsstelle im Ruhrgebiet. Während ich dort zu ganz anderen Themen recherchierte, bekam ich am Rande Ungeheuerliches mit.  Eine junge Frau hatte sich in ihrer Verzweiflung an den katholischen Pfarrer ihrer Gemeinde in Bochum gewandt – und dieser hatte  nach langem Ringen mit sich selbst unter Bruch seines Schweigegelübdes die Sektenberatungsstelle informiert.  Es hatte seinen Grund, das er seine berufliche Stellung riskierte, denn was ihm die junge Frau erzählte, war unglaublich, aber scheinbar sehr überzeugend. Sie war Mitglied einer Gruppe von Teufelsanbetern, für die sie ein auf einem Friedhof rituell gezeugtes Kind austragen sollte, das nachher geopfert (und verspeist) werden sollte.  Es waren Satanisten niederster Stufe, die sich den Kauf oder die Entführung von Babys nicht leisten konnten noch über die notwendige Organisationsqualität verfügten, dies straffrei tun zu können.

Man mag es kaum aufschreiben, noch mag man daran denken, wie das wohl im Jahre 2012 bei einem Leser ankommt, aber die Welt, die ich damals kennenlernte (in Kontakt mit Sektenbeauftragten der evangelischen Landeskirchen) war mir damals so fremd wie heute – aber doch war sie real. Ich erfuhr etwas über geheime Fluchtrouten, die die evangelische Kirche für „Sektenopfer“ dieser Art hatte, über ein fein gesponnenes vielschichtiges Netzwerk von Verrückten, über eine Häufung ungeklärter Todesfälle und Unfälle im Umkreis dieser „Sekten“ und über geheime Häuser, in denen die Kirche im Ausland die Verfolgten unterbrachte.

Stoff für einen Krimi, möchte man meinen.

Die 2005 eingestellte Zeitschrift Marabo enttarnte damals einen der Satanisten in Bochum – einen Amtmann der Gemeinde. Auch heute finden sich noch Spuren davon im Netz, die der Geschichte im Nachhinein noch eine neue Dimension geben:

»Ricarda S.« hatte alle reingelegt. Ihre »Beichte« ist eine PR-Schrift für den Satanskult und ihre damalige Tätigkeit beim Essener »Sekteninfo« nutzte sie, um psychisch angeschlagene Jugendliche als Nachwuchs für ihren Kult zu rekrutieren. Sie saß praktisch an der Quelle.

Es kann sein, das „Ricarda S.“ jene junge Frau war, von der ich damals erfahren habe. Man wäre (gerne) geneigt, diese Geschichte ins Reich der Phantasie zu verbannen … wenn nicht gleichzeitig Sektenbeauftragte der Landeskirche ihre Erfahrungen mit Satanisten in Vorträgen veröffentlicht hätten und jene Sektenberatungsstelle bis heute gute Dienste leistet und weiterhin an der Aufklärung über die Schattenseiten der Gesellschaft arbeitet:

Die in der Regel von Frauen geschilderten Erlebnisse, wie sie im Sekten-Info Essen e.V. berichtet werden und auch in der Literatur beschrieben sind (z.B. Huber, 2004), ähneln einander:

  • Die Opfer sind in einer satanistischen Sekte aufgewachsen, deren Mitglieder häufig aus der eigenen Familie und Freunden der Familie bestehen.

  • In Kirchen oder an besonderen magischen Plätzen werden z.B. an satanistischen Festtagen magische Rituale gefeiert.

  • Es treten Satanspriester auf, die häufig als „Kapuzenmänner“ verkleidet sind.

  • Während der okkult-satanistischen Rituale werden die Opfer zu sexuellen Handlungen gezwungen.

  • Kinder werden gezwungen, bei der Verstümmelung von Tieren anwesend zu sein oder aktiv daran teilzunehmen, menschliches Fleisch zu essen oder Urin, Samen und Blut zu trinken.

  • Die Satanssekten sind hierarchisch organisiert. In den höheren Ebenen befinden sich häufig Staatsanwälte, Ärzte, Priester, Industrielle, hohe Polizeibeamte, die gut (auch international) vernetzt sind.

  • Es werden Babys, Kinder und Erwachsene geopfert.

Für die Menschen, die sich mit der Materie beschäftigen, sind diese Rituale nichts Besonderes, man begegnet ihnen immer wieder. Der Glaube, das der Genuss von Menschenfleisch unglaubliche Macht verleiht, ist uralt und weit verbreitet: in Tansania werden gerne Albinomädchen zu magischen Zwecken verarbeitet, in Südkorea isst man gern chinesisches Babyfleisch (in Kapseln gepresst). Auch in Europa scheint man diese alte magische Tradition nicht vergessen zu haben, siehe Aufklärungsgruppe Krokodil:

In einem Zusatz des Dossiers mit dem Datum 2. Juni 1997 vervollständigt X3 ihre Aussage.
Sie spricht von einem Schloss, in Mitten eines Parkes, wo Kinder, in Käfige eingeschlossen,
darauf warten, „dranzukommen“. Im kleinen Turm des Schlosses befände sich eine kleine
Ausstellung der Leichen von Kindern. Die Gruppe von Erwachsenen sei immer die selbe – an
die fünfzig – unter denen sie nur wenige kannte. Dort endeten die Abende nie ohne einem
Todesfall. Die Prominenten machten Jagdpartien mit Doggen auf die Kinder, die nackt in den
Park freigelassen würden. Kinder würden an Bretter gebunden und mit Rasierklingen und
Nadeln gefoltert. „Ich habe auch Menschenfleisch essen müssen, Kinderfinger mit Gelé
serviert“
(Verhör von X3, BSR, 2. Juni 1997, Protokollziffer 151.829. Diese Information findet sich in AFFÄRE
NIHOUL-DUTROUX: BRIEF AN DIE EUROPÄISCHEN ABGEORDNETEN..)

Nun, solche Schauergeschichten erzeugen erstmal einen natürlichen Abwehrreflex. Wenn „die Neger“ Menschen essen, um Zaubermacht zu bekommen, dann ist das eine Sache, aber wir … wir sind doch zivilisiert!

Die toten Kinder im Fall des Marc Dutroux sind Tatsache. Ebenso ist Tatsache, das 27 Zeugen, die im Falle Dutruox hätten aussagen können, einem plötzlichem Tod zum Opfer fielen.  Viele Ermittlungen, die die Aussagen der Zeugin X 3 hätten belegen können, verlaufen so im Sande, Ermittlungen, die auf ein Netzwerk hindeuten, ebenfalls.

Dieses Netzwerk finden wir aber in Portugal, siehe Welt:

Pedro Namora, ebenfalls ein ehemaliges Heimkind der Casa Pia und in seiner Jugend Augenzeuge von mindestens elf Vergewaltigungen, vertritt einige Casa-Pia-Opfer. „Hinter dem Ganzen steckt ein fein gewebtes und vor allem umfassendes Netzwerk, das sich von der Polizei bis in die Regierung und die Justiz zieht“, sagt er. „Portugal ist ein Paradies für Pädophile. Wenn die Namen der Beteiligten herauskommen, wird das ein Erdbeben auslösen.“

Es ist kein Spaß, mit diesem Netzwerk in Berührung zu kommen – auch nicht, wenn man selbst in gewichtiger Position steckt:

Zu dieser Aussage passen die Enthüllungen von Teresa Costa Macedo, einst Familienministerin. Sie habe 1982 den damaligen Präsidenten António Ramalho Eanes über die Zustände bei Casa Pia informiert. Geschehen sei nichts, weil „viele einflussreiche Leute involviert“ gewesen seien. Dass sie erst mehr als 20 Jahre später öffentlich spricht, begründet sie damit, massiv bedroht worden zu sein: „Ich erhielt Todesdrohungen.“

Zwanzig Jahre lang werden Kinder systematisch missbraucht … und dieses Netzwerk soll es nur in Portugal geben? Gibt es diese „Pädophilen“ nur dort … und ist es ein Zufall, das die Zeugen und Staatsanwälte, die die belgischen Netzwerke zu Tage gebracht hätten, genau jenen Tod bekommen, der der Familienministerin in Portugal nur angedroht wurde?

Wie sicher muss man sich fühlen, wenn man Minister bedrohen kann? Nun – die Frage beantworten Zitate aus der Seite Antikinderporno.de

Unter www.investigateur.ms stellte der Luxemburger Journalist Jean Nicolas die Dutroux-Akte ins internet. Nicolas, der unter anderem 1998 die Vetternwirtschaft um die EU-Kommissarin Edith Cresson aufdeckte, beschäftigt sich seit Jahren mit dem sexuellen Missbrauch von Kindern. In diversen Büchern wirft er der belgischen Justiz Versäumnisse beim Kampf gegen Pädophilie vor. Im August 2001 machte Nicolas mit dem Buch „Akte Pädophilie“ Schlagzeilen. Darin warf er dem belgischen König Albert II vor, in den 80er Jahren Gast bei Sexparties gewesen zu sein, auf denen Kinder missbraucht wurden. Die belgische Justiz wurde aktiv, suchte Nicolas per internationalem Haftbefehl.

Jean Nicolas lebt noch … aber seine o.g. Seite existiert nicht mehr. Probleme bekamen auch Polizisten, die ermitteln mussten:

Ähnliche Schwierigkeiten wie der Journalist Nicolas bekamen auch ermittelnde Polizeibeamte, wie Patick Debaets, dem „Superflic„, dem „besten Bullen Belgiens„, wie man ihn vor der Dutroux Affäre nannte. DeBaets war es, der die Zeugin X1, Regina Louf, als erster vernahm. De Baets sagt: „Sobald man gegen Pädophilie vorgehen will, stößt man auf ein System von Protektionen und bekommt sofort Probleme. In Belgien hat der größte Teil der Presse die Opfer und die Ermittler lächerlich und unglaubwürdig gemacht um selbst eben keine Probleme zu bekommen“ Manipulierte Zeugenaussagen, Beweise, die verschwinden, Verleumdungen: Mit allen Mitteln hat man versucht, die Ermittlungen zu sabotieren. Sein Kollege Aimé Bille fügt hinzu: „Wir müssen gegen alle kämpfen, gegen die Richter, gegen unsere Hierarchie, gegen die Presse, selbst gegen Politiker, wir haben alle gegen uns.“

Als Informant gegenüber der Presse betätigte sich auch der zwielichtige Brüsseler Immobilienmakler Jean Michel Nihoul. Sexorgien und Partnertausch der feinen Gesellschaft – über sie besitzt Jean Michel Nihoul nach eigenen Worten intime Informationen. „Ich traf Minister und Richter auf den Sexpartys, Leute in den höchsten Positionen, wichtige Personen aus der Wirtschaft und ich traf Mitglieder des Adels“, sagt Nihoul.

Erinnert an Portugal. Oder an Ermittlungen gegen Satanisten in Deutschland. Man findet immer wieder Opfer, aber Täter gibt es offiziell nicht. Der „gößte Teil der Presse“ beteiligt sich an der Vertuschung … und keiner denkt sich etwas dabei. Doch – der Anwalt von Dutroux:

Verbunden mit scharfen Angriffen gegen die belgische Justiz hat der Hauptverteidiger des mutmaßlichen Kinderschänders Marc Dutroux sein Mandat niedergelegt. Es bestehe von Seiten der Justiz kein Interesse daran, die Wahrheit ans Licht zu bringen, begründete der Anwalt Daniel Kahn am Donnerstag seinen Schritt. Kahn bekräftigte seine bisherige Verteidigungsstrategie, wonach Dutroux als „Sündenbock“ für die ungesühnten Verfehlungen eines Ringes gesellschaftlich hochstehender Kinderschänder herhalten solle: „Das System, eine Verflechtung von Menschen und Mächten, will in diesem Fall nicht die Wahrheit. Man will um jeden Preis die These von einem isolierten Einzeltäter festhalten, obwohl dies keine gute These ist.“

Vergleicht man nun die Erfahrungen von Sekteninfo Essen mit denen jener Menschen, die im Fall Dutroux ermittelten, so ergeben sich erschreckende Ähnlichkeiten.

Vor dreissig Jahren berichtete der Spiegel über eine Veranstaltung, die ebenfalls Ähnlichkeiten zu den Erfahrungen der Essener Sektenberatung aufweist:

Unter riesigen Mammutbäumen, nahe einem kleinen See, steht eine rund zehn Meter hohe, moosüberwachsene Eulenskulptur. Davor sind Holzkloben zu einem Scheiterhaufen aufgeschichtet. In lange rote Gewänder gekleidete Männer tragen eine Figur herbei, bringen sie zum Scheiterhaufen und entzünden ihn unter Sang und Klang. Eine Band spielt das Lied „Heiße Zeiten in der alten Stadt“.

Die reichsten und mächtigsten Männer der USA (und der Welt) treffen sich dort zu einem heidnischen Ritual. Ist natürlich alles nur Spaß. Ich selbst lache mich jedesmal halbtot, wenn ich höre, wie Menschen Menschen auf Scheiterhaufen verbrennen. Ist ja auch ein enorm lustiges Symbol – erst recht, wenn es von einer Machtelite inszeniert wird. Ich würde mich an Stelle der Grover allerdings nicht beschweren, wenn man mich in eine satanistische Ecke stellt – nicht bei der Symbolik, mit der ich mich umgeben.

Nein, ernsthaft: wenn ich eine Hakenkreuzarmbinde trage, dann darf man mich ja auch „Nazi“ schimpfen.

Zurück zu Ricarda S. und meiner alten Heimat Bochum.

Wenn man einmal solche Erfahrungen gemacht hat, verändert das das Weltbild.

Es gibt Menschen, die essen gerne Menschenfleisch. Das ist ein Fakt.

Es gibt Menschen, die quälen gerne Kinder („Pädophil“ ist da meines Erachtens nach noch ein viel zu freundliches Wort). Das ist ein Fakt.

Es gibt reiche und mächtige Menschen, die einen ganz anderen Wertekanon pflegen als den, den sie uns über die Medien eintrichtern wollen (man denken nur an die Brennesselstrafe in der Familie der amtierenden Ministerin von der Leyen, für die jede andere Familie unter Aufsicht des Jugendamtes gestellt werden würde).

Es gibt eine Presse, die sich ihr Äußerstes abverlangt, von diesen Tatsachen abzulenken.

Es gibt Verwerfungen in Wirtschaft und Politik, die wir uns aktuell kaum mehr rational erklären können.

Was wäre also, wenn … einige dieser Mächtigen einfach Teil eines Netzwerkes wären, das eine ganz andere Motivation hat. Hören wir nochmal die raffinierte Ricarda, die sich zwecks Neurekrutierungen in die Sektenberatung eingeschlichen hatte, hier bei Sektenberatung.ch:

„Satan will und fordert von uns den Hass. Die Menschen sollen sich nicht lieben, das können
sie gar nicht. Das intensivste und ehrlichste aller Gefühle hat SATAN uns gezeigt…
Die Kraft SATANS wirkt langsam in dir. Lass dich darauf ein. Du musst dich befreien von
deinen alten Spiesserzwängen. Wenn du hasst, kannst du nicht enttäuscht werden. Wenn du
die Menschen hasst, kann dir nichts mehr passieren. Das ist gut so. Wenn du die alten
Zwänge überwinden kannst, wirklich überwinden kannst, dann bist du frei, wirklich frei.“

Wäre es wirklich unglaublich, das eine solche Weltanschauung Grundlage vieler politischer und wirtschaftlicher Entscheidungen der Gegenwart ist?

Wäre so nicht eine Gesellschaft in ihrer Entwicklung plausibel zu beschreiben, in der Kinder von Arbeitslosen hungern müssen, während die Abgeordneten, die dies verfügt haben, in Saus und Braus schwelgen – und Kinderpornos gucken?

Ich denke, für Menschen, die niemals in den Dunstkreis solcher Perversen gelangt sind, ist das unglaublich, zumal die Medien ja alles tun, um solche Geschichten ins Reich der Legenden zu verbannen … mal abgesehen von der Märkischen Allgemeinen, die es 2008 nochmal wagt, über neue Akten zum Fall Dutroux zu berichten, die die Einzeltäterlegende erneut in Frage stellen.

Ist man dem Dunstkreis aber mal begegnet, sortiert man die Bilderwelten des Bohemian Grove gleich ganz anders ein – und auf einmal erscheint die Eurokrise in einem ganz anderen Licht, wird die Omnipräsenz der Goldmänner in Politik und Wirtschaft erst recht unheimlich und man fragt sich, was wohl letztlich das wirkliche Endziel ihrer irrationalen Politik ist.

Ist es wirklich nur „Gier“ … und wenn, dann wirklich nur die Gier nach Geld?

Oder steckt dahinter eine andere Gier – und das bewusste Schaffen eines weltweiten Klimas von Not und Angst, in dem die eigene Gier vollkommen straffrei ausgelebt werden kann, weil alle anderen damit beschäftigt sind, bei ständig steigenden Preisen noch Brot fürs Überleben zu bekommen?

Immerhin: der Preis für Menschenfleisch dürfte dann sinken.

Für manche Kreise ein durchaus willkommener Nebeneffekt.

Und auch wenn wir und die gesamte Presse die Augen vor diesen dunklen Wirklichkeiten verschließen: sie werden sich dadurch nicht in Luft auflösen.

Ganz im Gegenteil.




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