Mittwoch, 22.2.2012. Eifel. Wir kriegen einen neuen Präsidenten. Das ist so entschieden worden. Nachdem ein unbekannter Bankbeamter aus bis heute nicht klar ersichtlichen Gründen das Handtuch geschmissen hat, gab es einen bekannten Bankenkritiker, der leider zu wenig Geld für den Job hatte und deshalb gehen musste: „Freunde“ hatten dem armen Mann zuviel zugesteckt, andere „Freunde“ hatten das dann einfach mal veröffentlicht, während der Rest der „Freunde“ ihn politisch fallen gelassen hatte. Jetzt gibt es einen ausgemachten Bankenfan: Joachim Gauck. Der soll ein guter Mann sein, sagt man. So eine Art Johannes Rau aus dem Osten. Manche meinen, er sein kein guter Mann – meistens kommen die aus dem Osten: er soll, laut TAZ, die Gauckbehörde nicht gerade konstruktiv geleitet haben. Die Grünen mögen den Gauck auf einmal auch nicht mehr, siehe Welt:
Grummeln nach der Einigung: Grüne, Linke und Zuwanderer ziehen die Eignung Joachim Gaucks für das Amt des Bundespräsidenten in Zweifel. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele verlangte von Gauck am Dienstag Erklärungen zu Äußerungen über Hartz IV, die Occupy-Bewegung und den ehemaligen Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin.
Der Spiegel springt sofort in die Bresche und schützt den Präsidenten: alles falsch zitiert, so heißt es dort auf einmal. Ein Blick in die Bloggerwelt zeigt: hier hat ein Qualitätsmedium ausnahmsweise mal recht – die Zitate zu Occupy, Sarrazin und Hartz IV sind übel aus dem Zusammenhang gerissen. So ein Umgang ist nicht fair. Dabei erscheinen die Zitate wieder in einem anderen Licht, wenn man einen weiteren Zusammenhang sieht – ein Gauklertrick jagt halt den nächsten.
So ist der Herr Gauck Mitglied in zwei sehr erlauchten Gremien: zum einen der Atlantikbrücke, zum anderen der „deutschen Nationalstiftung“. Die Atlantikbrücke dürfte bekannter sein – zur Erinnerung hier etwas von den sehr empfehlenswerten Nachdenkseiten:
Alle Personen sind zu den Bilderberg-Treffen dabei als Privatpersonen eingeladen. Dagegen spricht nach meiner Kenntnis, dass deutsche Politiker auf Kosten des Steuerzahlers an den Treffen teilnehmen. Dagegen sprechen auch politische Schwenks, die unmittelbar nach Bilderbergtreffen politisch verwirklicht wurden.
Als Beispiel, auch wegen gewisser Ähnlichkeiten:
1982 waren Kohl und Lambsdorff auf dem Bilderbergtreffen und nachfolgend wurde mit dem so genannten Lambsdorff-Papier als Auslöser die sozial-liberale Koalition beendet und von einer schwarz-gelben Koalition mit Kohl als Kanzler abgelöst.2005 waren Schröder und Merkel auf dem Bilderberg-Treffen (Schröder war offiziell nicht eingeladen und stand auch nicht auf der Teilnehmerliste). Unmittelbar nach dem Treffen verkündet Schröder, dass er über ein Misstrauensvotum gegen sich den Bundestag auflösen und Neuwahlen einleiten will. In der Folge wurde Merkel Bundeskanzlerin.
Die Bilderberg-Treffen sind nur eine von vielen Aktivitäten, die von Leuten ausgeführt werden, die hierfür nicht gewählt wurden. Dazu gehören die zahlreichen als Think Tanks oder Denkfabriken bezeichneten Organisationen, die in einem direkten oder indirekten Zusammenhang zu den Bilderbergern stehen, wie z. B. das Aspen Institut, die Atlantikbrücke und die Trilaterale Kommission, der Council on Foreign Relations, der Club of Rome und etliche weitere Institutionen und Stiftungen, die mit immensem politischen Einfluss ausgestattet sind. Ein direkter Zusammenhang besteht zu der ebenfalls von Rockefeller gegründeten Trilateralen Kommission, die auch wieder als harmloses Instrument politischen Austausches in der Öffentlichkeit ausgewiesen wird, während lt. Verschwörungstheorien ihr Einfluss größer als der westlicher Regierungen ist, einer Ansicht, der ich mich anschließe.
Bei den Teilnehmern der Trilateralen Kommission finden wir auch den Herrn Köhler wieder, zusammen mit Ackermann, Biedenkopf, Schröder, Leisler-Kiep, Helmut Schmidt, Bill Clinton und George H.W.Bush.
Das ist jetzt mal wichtig, um die Zusammenhänge zu sehen. Der in der Parteispendenaffäre sehr auffällig gewordene Walter Leisler-Kiep ist Ehrenvorsitzender der Atlantikbrücke, die er 16 Jahre lang geleitet hatte, Schmidt und Biedenkopf haben die deutsche Nationalstiftung gegründet. Schön, wie in Deutschland alles so zusammenhängt, oder?
Kommt noch besser: schauen wir uns die Atlantikbrücke einmal genauer an – zum Beispiel im Rahmen der Bertelsmannkritik:
„Dass von den Aktivitäten der Atlantik-Brücke wenig in der Öffentlichkeit bekannt wird, ist Absicht. Es ist kein Verein, der nach außen wirken will. Vielmehr wird in aller Stille agiert, was dem Verein zuweilen das Image eines Geheimbundes verleiht – und den Ruf eines elitären Clubs. Um eine Mitgliedschaft in der Atlantik-Brücke bewirbt man sich nicht, man wird dazu aufgefordert. So mag die Zahl von 360 Mitgliedern gering erscheinen, ihr Einfluss aber gilt als bedeutend. Die Atlantik-Brücke wird unterstützt von allen großen deutschen Unternehmen. Die Namensliste des Vorstands und Kuratoriums liest sich wie ein Who s who der Politik und Wirtschaft. Und auf der anderen Seite des Atlantiks engagieren sich nicht weniger einflussreiche Gesprächspartner.
Man wird zur Mitgliedschaft aufgefordert – sieh mal einer an. Jeden will man da nicht drin haben – aber den Herrn Gauck. Worum es der Atlantik-Brücke geht? Um Lobbyarbeit für die reichsten Familien der USA:
„Die USA wird von 200 Familien regiert und zu denen wollen wir gute Kontakte haben“, sagt der Vorstands-Chef der Atlantik-Brücke, Arend Oetker. Um Probleme effizient zu lösen, ist es eben hilfreicher, wenn sich die Entscheidungsträger persönlich kennen. Ein Missverständnis kann schnell mit einem Telefonanruf ausgeräumt werden – größere transatlantische Probleme, wie die US-Zölle auf Stahl, sorgen zwar auch innerhalb der Atlantik-Brücke für Stirnrunzeln. Die Freundschaft aber können sie nicht trüben.“
Diese Freundschaften bestehen eben auch dann, wenn es einen aktiven Wirtschaftskrieg der US-Finanzelite gegen Europa gibt. Lobbypedia bringt dies auf den Punkt:
Eingetragener Verein. Die deutsch-amerikanische Organisation ist ein logenähnlicher Interessenverband, dem führende Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Medien angehören, die über das gemeinsame Netzwerk gesellschaftspolitischen Einfluss nehmen und Kontakte pflegen.
Über das gesamte Netzwerk wird gesellschaftspolitischer Einfluss genommen … und der Umbau der sozialen Bundesrepublik Deutschland zu einer US-Filiale durchgeführt?
Das amtierende Chef der Atlantikbrücke, Friedrich Merz (bekannt geworden durch seine Superhonorare für den Verkauf der WestLB oder seine viele Nebentätigkeiten, über die er lieber nicht reden wollte), arbeitet deshalb auch passenderweise für eine US-Kanzlei, die ihren Schwerpunkt dieses Jahr nach Düsseldorf verlegt hat. Was sie tun? Sie helfen Unternehmen, die Gesellschaft klein zu machen, siehe Beck.de:
Wir beraten Unternehmen vor allem im Gesellschaftsrecht, Bank- und Finanzrecht, Immobilienrecht, Steuerrecht, Kartellrecht sowie im Arbeits-, Prozess- und Wettbewerbsrecht.
Wo die erfolgreich sind, verliert die Gemeinschaft, der deutsche Staat und der Bürger.
Es gibt auch eine schön-brisante Verschwörungstheorie zur Atlantikbrücke, siehe Telepolis:
Auf ihrer Netzseite verweisen die Autoren dann auf Parallelen zwischen der von der CIA gesteuerten italienischen Geheimloge P 2 und der „Atlantik-Brücke“: In ihr sei die gesamte wirtschaftliche, politische und publizistische Führungsschicht der Bundesrepublik versammelt. Und sie diene der USA als politisches Steuerungsinstrument in Deutschland, weil sie direkt an den amerikanischen Außenpolitik- und Geheimdienstapparat angebunden sei, und zwar über die beiden Einflussgruppen Council on Foreign Relations (CFR) und American Council on Germany. – Und allein das ist ja schon eine kleine Verschwörungstheorie wert …
Aber es kommt noch dicker: Denn auch die Kohl-Spendenaffäre wurde angeblich von der „Atlantik-Brücke“ angezettelt und letztlich mit dem vorzeitigen Abgang der CDU-Führung gelöst. Fast alle Schlüsselfiguren des Parteispendenskandals sind nämlich tatsächlich in dem Verein organisiert, neben Walther Leisler Kiep auch der Waffenhändler Karlheinz Schreiber und Casimir Prinz zu Sayn-Wittgenstein.
Ungeheuerlich, oder? Gut, das die „Qualitätsmedien“ die Verschwörer durch Verhängung eines Verschwörungstabus schützen – wir könnten ja nicht mehr ruhig schlafen – so wie jener Autor, der aus der Theorie einen Spielfilm gemacht hatte:
Obwohl auch Gansel zuvor ein wenig an der Verschwörungstheorie mitgestrickt hat. Dem Kölner Express erzählte er: „Ich wurde während der Recherche massiv bedroht. Ich habe Sätze gehört wie Wenn Sie das verfilmen, können Sie Ihr Leben lang nie wieder ohne Angst ein Auto starten'“
Ist jetzt der Moment gekommen, wo man fragen darf, warum die Atlantikbrücke sich gerade den Gauck ausgeguckt hatte?
Im Balkanforum erfahren wir einiges über die inoffiziellen Geschäftsaktivitäten der Atlantik-Brücke:
Neben den vorgenannten Zielen dient die Atlantikbrücke einflußreichen Kreisen aus Politik, den Medien und der Wirtschaft zum diskreten Aushandeln von nur noch als kriminell zu bezeichnenden Geschäftsaktivitäten – sowohl alle Beteiligten in der Affäre um den Waffenhändler Schreiber wie auch die Drahtzieher der skandalumwitterten Privatisierung der Leuna-Werke und der ostdeutschen Werften (Vulkan-Affäre) waren Mitglieder des verschwiegenen „old boy network“. Genannt seien nur die Namen Karl-Heinz Schreiber, Holger Pfahls und Dieter Holzer, bzw. Birgit Breuel als Treuhandchefin, Atlantikerin und Nachfolgerin der durch Mord aus dem Weg geräumten Carsten Rohwedder, nur weil dieser „nicht schnell genug“ privatisierte, um die ostdeutschen Werte in den Rachen der westalliierten Investmentgesellschaften zu schaufeln.
Und das mitten in Deutschland? Oh – es kommt aber noch besser … wenn wir den Blick auf die deutsche Nationalstiftung wenden. Auch hier ist der Gauck Mitglied – Netzwerke und Seilschaften brauchen halt Personal, das sich für die Durchführung ihrer Ziele eignet. Während die Atlantik-Brücke hinter verschlossenen Türen arbeitet, legt die deutsche Nationalstiftung ihre Interessen offen dar:
Wir brauchen in Deutschland politische Schritte mit einer längeren Perspektive. Folgende wichtige Komponenten sind für die Gesundung Deutschlands nötig:
Umbau der Sozialversicherung;
Renovierung der öffentlichen Finanzwirtschaft;
längeres Anhalten der Realeinkommen;
Verzicht auf weitere DM-Aufwertungen;
eine umfassende Deregulierung auf allen Gebieten.
„Umfassende Deregulierung auf allen Gebieten“ … das werden die Banken gern hören. „Anhalten der Realeinkommen“ … dabei ist man schon sehr erfolgreich. Die DM ist schon weg – da wird nichts mehr aufgewertet, die Sozialversicherung nimmt nur noch Beiträge ein, zahlt aber kaum noch was aus (was zu „Gewinnen“ der Bundesanstalt für Arbeit führt, Gewinne, für die man verdiente Parteikämpfer mit Pöstchen versorgen kann).
Auch sonst haben die auffällige Schwerpunkte: neben den Jugendprojekten findet man unter „weiteren Projekten“ nur ein einziges: Zusammenarbeit mit der Führungsakademie der Bundeswehr. Das ist natürlich völlig unbedenklich. Immerhin leben wir im Zeitalter der „zivil-militärischen Zusammenarbeit„, die unser Leben ganz neu prägen wird:
Der Begriff ist ein klassischer Euphemismus, steht er doch für Militarisierung – für die Präsenz des Militärs in allen Bereichen gesellschaftlichen Lebens.
Fügt man nun die Puzzlestückchen zusammen, so kann einem schnell mulmig werden: alle Anzeichen für einen potentiellen Staatsstreich sind vorhanden – zumindest sind Absicherungen zu erkennen, das bestehende Umverteilungssystem unter allen denkbaren Umständen schützen zu können.
Wozu man nun noch einen Gauck braucht?
Nun – die Frankfurter Rundschau zitiert ihn hier … hoffentlich vollständig:
Für ihn sei der Wert der Freiheit von allergrößter Bedeutung. Das sehe man im linken Spektrum zuweilen ganz anders, weil dort Werte wie Solidarität und staatliche Fürsorglichkeit vertreten würden.
Gauck sagte, Freiheit sei anstrengend und schwierig. Er kritisierte, für viele bestehe Glück darin, dass es ihnen morgen materiell besser gehe als heute. Diese Reduzierung des Lebensglücks auf Wohlfahrt und Wohlstand halte er für kindisch.
Stimmt. Lebensglück lässt sich nicht auf Wohlfahrt und Wohlstand reduzieren – aber Armut, Hunger, Kälte und Ausgrenzung aus der menschlichen Gemeinschaft sind für viele nicht-asketisch geprägte Menschen auch nicht gerade glücksfördernd. Lasst uns aber mal weggehen von dem kindischen Gerede der Sozialromantiker – hin zu den wirklichen Machern der Gesellschaft. Auch hier hat Gauck eine Meinung:
Zur schwierigen Haushaltssituation der Republik und der Staatsverschuldung sagte Gauck, es sei nicht zu erwarten, dass Politiker die Motoren dieser „dringend notwendigen öffentlichen Debatte sein werden“. Die Politik müsse lernen, deutlich über den nächsten Wahltermin hinaus zu denken. Es sei Aufgabe der Bürger und Intellektuellen, Schwung in diese Diskussion zu bringen. Die Politik stehe öffentlichen Konflikten ungeheuer furchtsam gegenüber.
Ob er deshalb einfach mal so in die Atlantikbrücke eingeladen worden ist? Die bringen ja auch Schwung ins Land – Leiharbeit, massive Kürzungen im Sozialbereich, Auslandseinsätze der Bundeswehr als Hilfstruppen der USA, massive Staatsverschuldung zur Rettung der Profite der US-Konzerne oder zur luxuriösen Suventionierung maroder Wirtschaftszweige … wie langweilig wäre unser deutsches Leben, wenn wir diesen Schwung nicht hätten!
Man sieht – man braucht die „bösen“ Zitate über Gauck nicht, um ihn unheimlich zu finden. Erstmal gibt es genug andere – und außerdem bewegt er sich in seltsamen Kreisen … in Kreisen, in denen man die Vorstellung einer Welt ohne Diktatur der Märkte „kindisch“, „albern“ und „romantisch“ findet.
Mein Hauptkritikpunkt an Gauck wäre jedoch der gleiche wie der an Merkel: Menschen, die ihr Leben lang in einer Diktatur gelebt haben, fehlt jegliche Erfahrung und jegliches Maß dafür, wenn eine Demokratie durch die Feinde der offenen Gesellschaft überrollt wird, wenn Netzwerke und Interessengruppen die Freiheit missbrauchen, um sich durch Absprachen und Kartelle das Volksvermögen anzueignen. Bis die beiden Ossis merken, das der goldene Westen bald nur noch aus Messing ist, ist es zu spät.
Dabei würde es reichen, den „Spiegel“ zu lesen und zu verstehen, um zu merken, woher der Wind weht:
Stoppt die 130-Milliarden-Überweisung!
Griechenland ist pleite. Das Land braucht nicht 50 oder 70, sondern 100 Prozent Schuldenerlass, soll es wirtschaftlich wieder auf die Beine kommen. Doch das Hilfspaket, das die Euro-Finanzminister heute Nachmittag absegnen sollen, hilft nicht in erster Linie den Griechen, sondern ihren Gläubigern.
Das ist mal eine Riesenbeute, oder? Alles andere als kindisch, albern und romantisch. Der größte Bankraub der Geschichte auf Kosten der europäischen Union. Da wird auch wieder viel „Bakschisch“ fließen, viel hinter verschlossenen Türen verhandelt werden – die Strukturen sind ja da und äußerst erprobt. Und zur Sicherung der Beute schafft die Bundeswehr jetzt noch mehr Drohnen an, um die flächendeckende Beobachtung des Landes zu ermöglichen.
Nach Leuna und Vulkanwerft (wie eigentlich der ganzen Verschleuderung der DDR) ein weiterer Coup jener Menschen, die in aller Munde sind – über die man aber nicht reden darf.
Und für die wird Gauck augenscheinlich der ideale Präsident zu sein. Der wird alles unterschreiben, was den Interessen von Atlantikbrücke und deutscher Nationalstiftung nützt – oder?
Vielleicht … irre ich mich da aber auch. Ich will es hoffen.
PS: und nicht vergessen – am 4.Juli 2012 ist nationaler Kaufnix-Tag. Wer Atlantikbrücke und deutscher Nationalstiftung mal etwas Handfestes zum Nachdenken geben möchte, sollte den Tag nicht ungenutzt verstreichen lassen.