Es ist in diesen Zeiten leicht, Gruselgeschichten zu schreiben, die wirklich Angst machen. Während man früher Monster, Geister und Dämonen herbeizitieren musste, reicht heute ein Blick in die Pläne der Regierenden – wie hier in der Presseerklärung der Hartz IV-Plattform vom 5. Oktober 2011 (für die ich leider keinen Link habe – ihr müsst mir hier mal vertrauen, das ich das nicht selbst gebaut habe):
Jetzt kamen die Elder Statesmen auf den Plan. Im Namen beider stellte
Henzler eine „Systemveränderung“ des Sozialstaates vor. Wenn so einer
das – in seinen Kreisen eher geschmähte – Wort „Systemveränderung“ in
den Mund nimmt, spätestens dann sollte man genau hinhören, um nicht
später sagen zu müssen, man habe nichts gewusst. Auch dem McKinsey-Mann
schwebt ein Drei-Säulen-Modell vor. Das erinnert fatal daran, dass seine
Unternehmensberatung maßgeblich an dem Hartz IV-Modell mit
Sanktions-Druck auf Existenzverlust beteiligt war, ebenso dem System der
„Tafeln“ – und vermutlich auch an dem Diskriminierungs-Vorhaben für
Kinder armer Eltern, genannt Bildungspaket. Henzlers angebliche Rettung
des Sozialstaats besteht aus:
1.Sozialem Pflichtjahr zwischen 16 und 21 Jahren.
2.Anhebung des Renteneintrittsalters.
3.Zeitkonto anlegen, auf dem zwischen 60 und 75 Jahren mittels
„ehrenamtlicher“ Arbeit was für die Pflege angespart werden kann. Ist
das Konto aufgebraucht – ist Sense!
Ruhe-Stand war gestern: In Muttis Euro-Banken-Rettungs-Land wird malocht
bis dass der Tod uns scheidet.
Über die systemverändernde Arbeit von Unternehmensberatungen wird selten geschrieben – wie generell über alle Themen, die wirklich machtrelevant sind. Wir dürfen über das Sexleben unserer Politiker reden, über das Parlamentstheater der Systembüttel (womit ich hier ausdrücklich … nicht den Menschen meine, sondern die ressourcenvertilgende Rolle, die er im System einnimmt), wo ausgeklüngelt wird, wer mit welchen Argumenten und welchen Methoden in welchen Koalitionen die nächsten Kürzungen an Lebensqualität zugunsten der Bankenrendite vornehmen wird oder darüber, welcher Fussballverein den besten Trainer hat, aber wer in diesem Land reale Macht auf welche Art und Weise ausübt – das ist tabu. Erst recht wird nicht darüber gesprochen oder geschrieben, das „wir“ bis ins hohe Alter hinein arbeiten müssen um einen Gegenwert für die leistungslosen Einkommen von Investmentbankern, Politikern, Konzernvorständen und Unternehmensberatern zu erwirtschaften.
Als jemand, der in diesem Millieu zu Hause war, kann ich euch versichern: „Tagungen“ und „Meetings“ sind KEINE ARBEIT, in warmen und trockenen, zur Not klimatisierten Räumen auf weichen Polstern sitzend Kaffee zu trinken, Kekse zu essen, Vorträgen zu lauschen und diplomatisch zu plaudern ist eher erholsam als anstregend. Man behauptet aber gerne, das das sehr schwer wäre und locker 10000 – 1000000 Euro im Monat wert ist – es gibt halt immer irgendwo Menschen mit viel Phantasie und enormer krimineller Energie.
Die Konsequenzen aus der Gier für die, die wirklich arbeiten sind klar – und äußerst grausam: während andere zufrieden Kekse kauen, malochen sie sich zu Tode. Für Berufspolitiker kaum vorstellbar: sie halten die Kaffeekränzchen, die sie für Arbeit halten, locker bis 90 durch. Das sollte doch für LKW-Fahrer, Altenpfleger und Baurabeiter auch möglich sein – immerhin ist deren Job nur halb so anstrengend wie ihr eigener … aus ihrer Sicht.
Wir marschieren offenen Auges in einen Rentnergenozid, an den nur die nicht glauben, die das DRITTE REICH völlig aus ihrem Gedächtnis gestrichen haben oder es für einen einmaligen UNFALL in der Geschichte halten, der sich nie wiederholen kann – anstatt für die vernünftige, rationale und deshalb alternativlose Abwicklung eines Gedankengutes, das im Kern asozial und deshalb kriminell ist. Faschismus ist keine Meinung und kein Unfall, sondern ein rationales, bewußt begangenes Verbrechen, das sich jederzeit und überall wiederholen kann – und unter gewissen gesellschaftlichen Prämissen alternativlos ist.
Widerstand gegen dieses System, das sich langsam aber sicher wieder alternativlos ausbreitet, formiert sich weltweit. Es ist eine technische Errungenschaft, die der Masse Macht gibt: das Internet. Früher waren es Schusswaffen, die es jedem Bürger möglich machten, die technische Überlegenheit der gepanzerten Ritter auszugleichen, dann kam der Buchdruck, der es möglich machte, Gedanken zu vervielfältigen – und nun ist es ein fast zufällig entstandenes Netzwerk, das Bewußtseinsbildung, Meinungsaustausch und Information weltweit auf ein kulturell nie dagewesenes Niveau hebt.
Wo man früher mit schwarzen, roten und bunten Fahnen auf den Straßen gestanden hatte, kann man heute auf einem virtuellen Platz stehen und ganz neue Formen des Miteinanders erleben, eines Miteinanders, das in der Aktion „aCAMPada Berlin“ (aktuell „Alex 11“ genannt) einen bemerkenswerten Kumulationspunkt findet. Wer nun wirklich ein Interesse hat, der Systemveränderung entgegen zu wirken, dem sei der Weg nach Berlin gewiesen. Nirgends sonst macht es soviel Sinn, den Protest auf auf die Straße zu tragen – und selten findet man soviel Weisheit in einer Bewegung, die keine anderen Antworten hat als den Wunsch, sich gemeinsam eine neue Zukunft zu erträumen, weil die alte Welt, das alte System direkt wieder alternativlos in die Massenvernichtung führen wird.
Was leider viel zu viele Bürger noch nicht verstehen: in dem alten System gibt es viel Geld für Bankenrettung (aktuell macht die Kanzlerin ihre Börse ja wieder ganz weit auf), es gibt Geld für Staatsdiener (damit die noch eine Weile ruhig bleiben, bis sie merken, das sie so unkündbar sind wie griechische Beamte) und noch viel mehr Geld für Banken, das die dann via „Beraterverträge“ an die Unternehmensberatungen ausschütten, die seit zwanzig Jahren unser System hemmungslos umbauen … aber es gibt immer weniger Geld für Bürger. Schon jetzt lebt JEDER FÜNFTE RENTNER unter dem Sozialhilfeniveau … und bei Frauen sieht es noch düsterer aus, siehe N-TV. Diese Bewegung in die Zukunft verlängert – mit den Plänen der Unternehmensberater im Hinterkopf – finden wir uns wieder in Organisationsformen, die die Massenvernichtung von Menschen aus Kostengründen (gestützt durch den ideologischen Unterbau der „Parasitenvernichtung“, der in unserem Land ja aktuell schon gepflegt wird) nicht nur denkbar sondern sogar wahrscheinlich werden lassen.
Hier ist es eine große Leistung, sich erstmal hinzusetzen und zu sagen: Nein, da gehe ich nicht mit – auch wenn der Weg alternativlos ist und viele Systembüttel daran gut verdienen und die Botschaft der Alternativlosigkeit gerne weitertragen. Wege zu finden aus einem alternativlosen Kurs eines Millionenvolkes ist schwer – und scheint im ersten Moment unmöglich. „Grüne“ und „Linke“ sind wie „SPD“ und (ja, die waren mal Bürgerrechtspartei:) „FDP“ gnadenlos daran gescheitert, sogar Kirchen haben da grandios versagt (auch wenn ich momentan die Hoffnung hege, das Katholiken verstanden haben, das jetzt die Zeit der Entscheidung gekommen ist, wo sie sehen, das sie entweder das übergewichtige weltvernichtende System weiter füttern … ober aber ihre Religion einfach mal ernst nehmen).
Das das System alternativlos ist, weil wir alle Teil von ihm geworden sind, ist die erste wichtige Erkenntnis der Bewegung von Alex11:
Freie Meinungsbildung müssen wir neu erlernen, weil wir alle massiv geprägt sind vom spalterischen Konkurrenzverhalten unserer Gesellschaft.
Es zeugt davon, das man sich der historischen Herausforderung bewusst stellt – und deshalb Zukunft hat, weil man eine neue Kultur lebt, radikale Lösungen anstrebt, die sich nicht in lauten Worten und harten Taten gegen „den Staat“ erschöpfen sondern in der viel härteren (aber auch beglückenderen) Arbeit des Aufbaus einer neuen Kultur.
Das ist – nicht mehr oder weniger als ein großer historischer/kulturhistorischer Schritt, der selber für die Menschheit als solche noch „viel alternativloser“ ist als die alternativlose Rettung der Pleitebanken.
Es liegt viel Weisheit in der Erkenntnis, das die große Herausforderung des 21. Jahrhunderts völlig urdemokratischer Natur sein wird, das nirgendwo neue Führer aufstehen werden, die das Volk in eine goldene Zukunft führen werden (obwohl das ja so schön bequem wäre – und eine tolle Show fürs TV), sondern das man gemeinsam an einer neuen Kultur arbeiten muss, weil die alte Kultur, das alte System ein sterbendes, kannibalistisches System ist, das mehrere Erden bräuchte, um seine Gier zu befriedigen.
Da wir nur eine haben, ist das Ende jetzt schon vorprogrammiert … und vor dem Ende, dem totalen Kollaps aller sozialen, politischen und natürlichen Systeme wird das System noch einige unglaubliche Gräuel produzieren, die wir am Beispiel des DRITTEN REICHES schon mal detalliert studieren können – wenn wir wollen. Das VIERTE REICH wird dann aber nochmal die Grausamkeiten potenzieren.
Insofern ist aCAMPada Berlin – bis jetzt – ein kulturhistorischer Impuls, der jenem gleichkommt, der durch Jesus Christus (oder Gautama Buddha – neben vielen vielen anderen) vor 200o Jahren gesetzt wurde – ohne, das wir da jetzt neue Töchter und Söhne Gottes beschwören wollen. Hier besteht die Chance, das eine Bewegung wächst, die in der Tat die ausweglose Alternativlosigkeit des sich selbst vernichtenden Altsystems durchbrechen kann, weil sie in der Lage ist, all jene abgespaltenen Elemente, die bislang gegeneinander kämpfen, zusammenzufügen.
Das die Polizei vor Ort ihre Arbeit macht, sollte niemanden beunruhigen – einerseits machen sie einen sinnvollen Job in einer Gemeinschaft, andererseits hat das kannibalistische Altsystem für sie bald auch kein Geld mehr, wie der Spiegel berichtet:
Benzin ist rationiert, Außenstellen werden geschlossen – bei der Bundespolizei regiert der Sparhammer. Ein bitterböser Brief eines Beamten zeigt, wie dramatisch die Situation ist: Im Ernstfall solle man ein Auto ausschneiden und aufstellen, im Kreis herumlaufen und „Tatütata“ rufen.
Ich möchte gerne energisch dafür plädieren, die Bewegung von aCAMPada Berlin/Alex 11 sehr ernst zu nehmen – und die einmalige Chance zu sehen, die sich dort bietet. Wer noch Zweifel hat, das es sich lohnt, einfach mal NEIN zu sagen, der mache sich klar, das ab 2030 das „sozialverträgliche Frühableben“ der „Parasiten“ alternativloser Standard sein wird – und ab 2100 die Erde nur noch ein zubetonierter Staubklumpen im All – allerdings mir enormen virtuellen Werten an Euro, Dollar und Renminbi auf den dysfunktionalen Festplatten der Systemrechner.
Es wird in Deutschland schwerer sein den Widerstand zu organisieren als anderswo, weil wir hier an der Vernichtung der europäischen Sozialsysteme erstmal gut verdienen – und somit eine hohe Dichte an Systembütteln haben. Zudem sind wir die ausführende Zentralmacht des Bankenclans in Europa, weshalb man hier mit besonders viel Gegenwind zu rechnen hat.
Andererseits – tun wir ja nur und gerade unsere Pflicht, siehe Wikipedia:
Das in Art. 20 Abs. 4 GG gewährte Recht zum Widerstand ist Bestandteil der freiheitlichen demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland und gilt als grundrechtsgleiches Recht.[1] Dieses Recht – 1968 im Zuge der Notstands-Gesetzgebung eingefügt – lautet in seinem Verfassungstext:
„Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.“
Voraussetzung ist, dass ein staatliches Organ oder auch ein Privater es unternimmt, die in Art. 20 Abs. 1 bis 3 GG verankerte verfassungsrechtliche Ordnung zu beseitigen, soweit diese Ordnung gemäß Art. 79Abs. 3 GG unabänderlich ist.[2] Nach dieser Bestimmung ist eine Änderung des GG, durch welche die Gliederung des Bundes in Länder, die grundsätzliche Mitwirkung der Länder bei der Gesetzgebung oder die in den Art. 1 und Art. 20 GG niedergelegten Grundsätze berührt werden, unzulässig. Dazu gehören die Grundelemente der freiheitlichen demokratischen Grundordnung wie insbesondere der Katalog der Menschen- und Grundrechte (vor allem der Menschenwürde und damit eng verbunden die persönlichen Freiheitsrechte sowie das Gleichheitsprinzip), das Rechtsstaatsprinzip, das Demokratieprinzip, die Volkssouveränität, dieGewaltenteilung, die Verfassungs- und Gesetzesbindung von Legislative, Exekutive und Judikative, das Republikprinzip und das Sozialstaatsprinzip.
Das Urteil darüber, in wie weit die „Verhartzung“ arbeitsloser Mitbürger, die gezielte Vernichtung ihrer Lebensgrundlage und Zukunft, ihre Entrechtung und Sanktionierung bis hin zum möglichen (und auch schon mal eingetretenen) Hungertod die Menschenwürde und die damit verbundenen persönlichen Freiheitsrechte und das Gleichheitsprinzip verletzen, möchte ich den Betroffenen lieber selber überlassen. Ich denke – es wird eindeutig sein.
Bevor wir uns aber wieder alle gegenseitig erschiessen, sollten wir den historischen Kulturimpuls des Miteinanders aufnehmen.
Wäre doch mal eine sinnvolle Alternative in einer sonst so alternativlosen Welt, oder?
Erst recht, wenn man gewahr wird, das man eigentlich und im Prinzip – nicht nur gegen die Massenvernichtung „unwerten Lebens“ auftritt, sondern gegen den drohenden alternativlosen Weltuntergang selbst … der durch den Widerstand eine gesunde, kreative, lebensbejahende Alternative bekommt, an dessen praktischer Ausgestaltung jenseits aller planbaren Utopien diesmal jeder selbst mitarbeiten darf – und muss, auch wenn es sehr unbequem wird.