Heute hatte ich mal etwas Muße, ein wenig Zeit, mir zu jenen Dingen Gedanken zu machen, die schon lange auf meinem Schreibtisch liegen. Eine lag besonders hoch oben, weil schon lange und oft Mitbürger hier anklingelten und sich darüber mokierten, das ich ja auch nur Worte machen würde und das das alles nutzlos ist.
Etwas schlaksig und flapsig verweise ich bei solchen Gelegenheiten immer gerne auf die heilsame Wirkung blockierter Autobahnen, in der Hoffnung, mit diesem Thema in Zukunft in Ruhe gelassen zu werden … bin aber dann doch über mich selbst verärgert, das ich nicht den Mumm habe, mich der Herausforderung wirklich zu stellen – was zum Teil daran liegt, das ich ein sehr ausgefülltes Leben lebe, zum anderen aber auch daran, das ich nicht so genau weiß, was die „soziale Bewegung“ in Deutschland eigentlich will. Eine andere Republik will – so vermute ich mal – eigentlich keiner. Läuft ja alles super – außer für die Ausrangierten. Schon seit einiger Zeit habe ich die bitterböse Vermutung, das die auch nichts anderes wollen als die Lumpenelite: einfach mehr Geld … sagen wir mal: einhundert Euro pro Person im Monat mehr.
Nun – mit so einem Ziel ausgestattet, fällt die Wahl der Mittel leicht.
Eine Regelsatzerhöhung von 100 Euro (in Worten: EINHUNDERT EURO) im Monat halte ich für leicht durchsetzbar, viel leichter als ein bedingungsloses Grundeinkommen.
Leicht durchsetzbar? Ich merke schon … hier kommen Zweifel auf. Die gesamte deutsche Politik schafft mit viel Mühe gegen das Bundesverfassungsgericht gerade mal fünf Euro und der Eifelphilosoph will locker hundert schaffen?
Nun … ich war fünfzehn Jahre auf verschiedenen Karrierestufen im Bereich Lobbyismus tätig – natürlich ist es leicht, den Regelsatz um 100 Euro erhöhen zu lassen – nur muß man die Angelegenheit anders angehen als bisher. Ganz anders – wenn man es wirklich ernst meint.
Kein Unternehmen käme auf die Idee, politische Einflussnahme bzw. den „Verkauf von Ideen“ (und genau DARUM geht es hier) über Demonstrationen laufen zu lassen, das dauert zu lange, die Ergebnisse sind zu unkalkulierbar und die Kontrolle über den Prozess ungewiss. Darum nimmt man andere … kostspielige aber ziemlich erfolgreiche Wege.
Natürlich kostet es Arbeit und Zeit, aber ich habe keine Zweifel, das eine Erhöhung von einhundert Euro pro Monat zum 1.1.2013 durchsetzbar ist, wenn wir … sofort anfangen. Beginnen wir später, dauert es länger.
Was ich brauche, sind … fünfzehn Euro pro Hartz IV-Abhängigen. Das ist der von-der-Leyen-Gnadensatz für ein Quartal. Als Interessenvertretung nehme ich NUR Geld von Hartz IV-abhängigen, das macht unabhängig.
Hat jeder seinen Beitrag bezahlt, existiert eine Kriegskasse von 105 Millionen Euro. Davon kann man gleich nächste Woche Büroräume mieten, Telefone und Computer anschaffen sowie Personal einstellen (nur bisherige Langzeitarbeitslose!). Dann braucht man ein Büro in Berlin, professionelle Lobbyisten (die kann man kaufen), die Zugang zu Abgeordneten beschaffen, die dann – letztendlich – die entsprechenden Gesetze vorbereiten und einreichen.
Gleichzeitig muss man eine Front all jener schmieden, die daran verdienen. Wir brauchen dazu einen Aussendienst (… Botschafter…) mit Firmenwagen, erstklassigen Anzügen und hervorragenden Manieren. Der Bundesverband Einzelhandel sollte unser Freund sein (na, wo bleibt denn das Geld der Erhöhung letztendlich?) und unsere Lobbyisten mit zusätzlichem Kapital versorgen, die Krankenkassen sollten unsere Studien mitfinanzieren (bei wem landen denn die Kosten für „Krank durch Armut“?) die Gaststätten unsere Vorträge sponsern – für ein Deutschland mit menschlichem Antlitz sollten wir auch die Kirchen mit ins Boot holen können – dazu muß man regelmäßig und oft mit den Verantwortlichen reden, ebenso mit den Vorsitzenden der großen Parteien.
Dann muß eine Welle von Presseveranstaltungen laufen … und zwar nicht in der Volkshochschule. Je nach Einfluß muß man schon mal bis auf die Malediven ausweichen, um in aller Ruhe die Vorzüge der Operation 100 für Deutschland, den Frieden und die Welt diskutieren und notfalls gewisse Umschläge diskret herüberschieben zu können. So betreibt man breitflächig Meinungsbildung. Das wäre Aufgabe der „Botschafter“ und ihrer gezielten Pressearbeit am Mann … und am Abgeordneten.
Wo das Geld herkommen soll für diese Erhöhung? Nun, das wäre primär nicht unser Problem, weil wir aber kundenorientiert und servicefreundlich denken, können wir auch Wirtschaftswissenschaftler mit den Vorschlägen zur Gegenfinanzierung beauftragen. Kostet ein bischen, aber bei strenger Haushaltsführung sollte das gehen.
Worüber reden wir eigentlich? Einhundert Euro für 7 Millionen pro Monat macht 700 Millionen – also noch nicht mal EINE läppische Milliarde. Da soll sich mal angesichts von 160 Milliarden Subventionen im Jahr für die Industrie keiner aufregen, wir brauchen nur FÜNF PROZENT DAVON!!!
Gerne wären wir auch bereit, ausgebildete Agenten in die Verwaltungen von Bund, Ländern und Gemeinden zu schicken, die bei Einsparungen im öffentlichen Dienst helfen, ebenso könnten wir Betrieben helfen, Unterschlagungen aufzudecken – bei entsprechender Vorbereitungszeit. Wir … wollen ja GERNE arbeiten.
Das wäre mein Karnevalspausengrobkonzept.
Erfolgschancen? 90%. Garantiert – ich würde sogar auf Einhundert gehen, aber … wir wollen ja immer den schlimmsten Fall annehmen.
Langweilige Parteiarbeit, sinnlose Demonstrationen … all das kann man sich sparen, ebenso ein schlechtes Gewissen. Einmalig 15 alberne Euro auf das Konto der OPERATION EINHUNDERT bei der Raiffeisenbank und man hat sein Investement zur Verbesserung der Lebensverhältnisse geleistet, man hat endlich mal was Effektives GETAN, anstatt immer NUR ZU REDEN.
Wer will, mag sofort zum Organisationsteam der Operation Einhundert stoßen und gezielt Spendenaufrufe verbreiten. Jeder Spender bekommt einen Titel verliehen und darf sich umgehend „Ritter der freien Marktwirtschaft“ nennen, jeder Organisator kann nach Wunsch auch mit Titeln und Visitenkarten (Agent des Aufschwungs, Sozialbaron, Volksfürsorger … da wäre Kreativität für einen neuen, echten „Seelenadel“ gefragt …. neben der brutalen Professionalität einer gezielten Werbekampagne) versorgt werden – für einen professionellen Auftritt ist das schon nützlich. Einfach mal ein bischen in der Werbebranche schauen, wo die „Kreativdirektoren“ mit ihren „Marketingassistenten“ hausen – da wird einem dann schon was einfallen.
Was ich dann möchte, wenn das Ziel erreicht ist?
Drei Monate lang die 100 Euro Erhöhung von jedem als Erfolgsprämie und Grundstock für die Operation Tausend. 2,1 Milliarden sollten als Kriegskasse für das bedingungslose Grundeinkommen reichen. Damit kann man … ganz viele Freunde gewinnen.
Und so macht man im 21. Jahrhundert in Deutschland Politik. Das machen alle so, die ihre Interessen und ihre Ideen in Deutschland durchsetzen wollen.
Ob ich das wirklich ernst meine?
Ja. Sowas klappt. Sehe da keine Probleme – jedenfalls nicht in der Organisationsabwicklung. Personalauswahl würde entscheidend sein …. aber scheitern wird die Operation daran, das all die, die jammern und klagen, das NICHTS PASSIERT und NUR GEREDET WIRD …. selber nie ETWAS TUN würden. Noch nichtmal 15 geschenkte Euro weitergeben.
Ansonsten … würde man sehen, was Werbespots zur besten Sendezeit (von besten Profis gestaltet) alles so anrichten können, ebenso Statements von „Experten“ zur richtigen Zeit am richtigen Ort platziert, Studien mit Ertragsbilanzen für die Volks- und Betriebswirtschaft (immerhin landet das Geld ja wieder irgendwo, letztendlich fehlt es nur als „Spielgeld“ für die Börse) … und ganz schnell ist das ein positives Thema, mit dem sich führende Parteien gerne schmücken würden.
So wurde „Hartz IV“ in den Markt gedrückt, so kann man es wieder herausdrücken.
Die Welt hat sich halt weiterentwickelt … und Demonstrationen haben in dem System den gleichen Stellenwert wie eine wandernde studentische „Kauft OMO“ – Waschmittelreklame in der Werbewirtschaft.
Man könnte auch … Dieter Bohlen oder Heidi Klum als „Gesichter“ für die Operation 100 mieten – „damit der Superstar nicht vom Fleisch fällt“.
Also … mir könnte es Spaß machen, auf diese Art und Weise mit dem System zu spielen – aber ich habe schon genug Arbeit und erfülle nicht die Einstellungskriterien. Mir persönlich reichen ausserdem schon meine täglichen Angstmachereien an diesem Ort, meine aktive Phase ist vorbei, ich habe mir etwas Ruhe verdient, finde ich.
Aber … meinen Spaß habe ich mit der Idee schon jetzt.
Allein auch mit der Vorstellung, das man in Zukunft jedem Nörgler einfach den „Operation 100“ – Flyer in die Hand drücken kann mit den Worten:
„Maul halten, mitmachen!“.
So … feiere ich halt Karneval. Mit einem leichtem Lächeln im Gesicht bei der Vorstellung, wie amüsant das wäre, wenn eine Firma hilft, das Urteil des Verfassungsgerichtes gegen die Interessen der Politik durchzusetzen.
Aber so … kann man halt wirklich was erreichen.
Mit lumpigen 15 Euro, die man als Gnadenbrot jetzt zusätzlich bekommt.
Wer will, kann sich die mögliche Rendite seines Investments auch mal in Prozent ausrechnen – es sind ÜBER SECHSHUNDERT PROZENT PRO MONAT – tausende Prozent, wenn man die jeweils individuelle Gesamtlaufzeit sieht.
Da wird der Ackermann bleich.
Und wenn es wirklich schief geht und zu wenig geschieht, der Widerstand zu groß ist, das Geld ausgeht (wobei 105 Millionen locker jahrelang ausreichen) … dann hätten wenigstens ein dutzend Leute einige Jahre lang einen festen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz gehabt.