Nachrichtenspiegel-Online sollte nicht primär recherchieren – obwohl wir das auch tun. Wir haben eine ganz klare Zielsetzung. Meinungsausdruck als Ergänzung zur Meinungsbildung der Medien. Wäre ja auch ziemlich unsinnig, sich eine Meinung zu bilden und diese dann für sich zu behalten. Nun aber erreichte uns gestern ein Leserbrief von Peter mit schrecklichen Vorwürfen gegen die öffentlichen Medien, hier die Zeitschrift „STERN“ bzw. ihr Online-Auftritt.Da ich gerne meine Meinung zu Peters Meinung wiedergebe und auch möchte, das Peters Meinung nicht untergeht, sollte sie hier nochmal in anderem Rahmen dargestellt werden.
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Zum Stern Artikel vom 09.07.2010 “Ihr könnt nach Hause geeeehn!” veröffentlichte ich den nachfolgenden Kommentar. Ca. 5 weitere Kommentatoren äußerten Zustimmung und ergänzten meinen Kommentar.
Jedoch – nach ca. 1 Stunde online verschwanden sowohl mein Kommentar als auch die mir zustimmenden Kommentare einfach so ohne Hinweis, als wären sie nie vorhanden gewesen.
Mein Kommentar vom 09.07.2010
“Deutsche Politiker, deutsche Finanzwelt, deutsche Medien UND ein Teil der deutschen Bevölkerung sind mittlerweile dermassen verkommen, dass einem der Atem stockt.
Man muß nicht sonderlich politisch aktiv sein noch irgendwelche parteipolitischen Präferenzen haben, um diese Meinung zu teilen. Was gibt es denn da zu löschen? Gut, es ist ein Eindruck, eine Anklage. Doch anstelle von Löschen geht man in demokratischen Meinungsbildungsprozessen mit der Methode der Diskussion vor, wenn man mit der Anklage bzw. der Meinung nicht einverstanden ist. Das mache ich sogar in meinem Wohnzimmer.
Alle o. g. Gruppierungen huldigen seit Jahren einer Person, die als Priveligierte in einer Diktatur groß wurde und glauben macht, im freien Teil Deutschlands die Demokratie zu schützen und zu repräsentieren. Das Gegenteil ist der Fall und jeder weiß es.
Nun, eine Priviligierte in einer Diktatur war sie schon – aber halt nur Physikerin. Da mußte man nicht so laut „Honecker-ich-lieb-dich!“ schreien wie zum Beispiel als Geschichtswissenschaftler.
Was ist seit 20 Jahren passiert:
Eine Republik, die einstmals im Zusammenschluß von Politik und Bürger verkündete, “mehr Demokratie wagen” zu wollen, ist verkommen zu einer Diktatur von Politik, Wirtschaft und Medien.
Eine grandiose Entsolidarisierung der Gesellschaft nahm schleichend den Platz der Solidargemeinschaft ein. Jener Solidargemeinschaft, die uns von vielen Unrechtsstaaten unterschied.
Nun … diese mögliche und Diktatur klagen viele an. Und ich denke, man sollte das Verhältnis von Staat, Wirtschaft und Politik sehr sehr kritisch durchleuchten. Mehr Demokratie … das ist uns ja bei der Wahl des Bundespräsidentendarsteller mal wieder aufgefallen … haben wir nicht gerade bekommen. Aber mehr Abgaben dürfen wir leisten. Stattdessen hatten wir „Schulterschluß von Politik und Wirtschaft“ … andere – gerade beim STERN – nannten das ganz einfach PUTSCH VON OBEN … siehe Arno Luik.
Diese Entsolidarisierung betraf anfangs nur kleine Gruppen der Bevölkerung und wurde daher vom Rest akzeptiert. Mittlerweile sind direkt oder indirekt mehr als 20 % der Bevölkerung davon betroffen und es werden mit jeder “Reform” mehr.
Trotzdem glaubt der noch nicht betroffene Rest der Gesellschaft immer noch, er habe nichts zu befürchten und entblödet sich nicht, im Sinne des Regimes die Entsolidarisierung weiter zu unterstützen.
Immer noch wird dem Irrglauben nachgerannt, es bestehe eine Solidarität zwischen Mittelstand und der sog. Oberschicht gegen die neue Unterschicht.
Auch damit trifft man die Erfahrungen der Sozialverbände. 27 Millionen versicherungspflichtige Beschäftigte versus sieben Millionen Hartz IV-Abhängige … da liegen wir schon bei 25 %. Gut, es ist mit dem groben Daumen gepeilt, aber: wir brauchen mitlerweile den groben Daumen, denn bei all den Maßnahmen zur Statistikverschönerung, von denen nun mit der „Bürgerarbeit“ eine neue ausgebrütet wurde, sollte man lieber etwas höher schätzen als niedriger. Schon im Prinzip ist das Kokolores. Wenn´s im Keller brennt, gehe ich doch löschen anstatt die Tür zuzumachen. Das man aber in der Politik lieber die Tür zumacht, läßt ein mulmiges Gefühl zurück. Man fühlt sich nicht sehr wohl mit dieser neuen Republik.
Vor 20 Jahren wäre jeder verspottet worden, wenn er von einem Prekariat dieses Ausmasses gesprochen hätte.
Nein. Ich – und einige ander – hätten nicht gespottet. Es war seit den siebziger Jahren absehbar, das wir eine strukturelle Massenarbeitslosigkeit bekommen und in den achtzigern konnte man sehen, das die Lumpenelite (vielen Dank noch der SPD für diesen Begriff) die Massenarbeitslosigkeit gezielt schürte, um die Uhr zurückzustellen. Wer über seinen Tellerrand hinausschaute, konnte sehen, das es bergab ging, sofern der Kurs nicht geändert würde. Der Kurs wurde nicht verändert, Kanzler Schröder – gewählt mit den Stimmen derjenigen, die meinten, das der Kurs geändert werden müßte, gab sogar zusammen mit dem fetten Fischer nochmal richtig Gas. Und was mich betrifft … so war es das für mich mit der Demokratie in diesem Land. Mit Hartz IV im Nacken habe normale Bürger auch anderes zu tun als sich um Parteipolitik zu kümmern. Die müssen nämlich doppelt so schnell rennen, dürfen nicht mehr krank werden und verzichten auch immer häufiger auf Urlaub.
Das alles … habe nicht nur ich gesehen, sondern auch das Top-Managment der Pharmafirma, für die ich gearbeitet habe. Als Reaktion darauf haben wir dann die „Zwei-Klassen-Medizin“ propagiert, noch bevor dem Bürger klar war, das wir in Zukunft zwei Klassen haben werden. Das war Anfang der neunziger Jahre. Unser Konzern hätte also nicht gespottet. Die anderen – auch nicht.
Und trotzdem glaubt sich heute jeder Angehörige der Mittelschicht gefeit gegen den Absturz in dieses Prekariat. Im Gegenteil, Arbeitslose und Aufstocker werden gnadenlos beschimpft und denunziert, darunter Menschen, die aus Gewinnwahn der Konzerne rücksichtslos auf die Strasse gesetzt wurden. Schuldig in unserer verkommenen Gesellschaft sind nicht die Konzerne sondern die Entlassenen.
Wer das Pech hat, schon das 40. Lebensjahr vollendet zu haben, gehört zu den gesellschaftlich und arbeitsmäßig Aussortierten. Und alle applaudieren!
Das kann eigentlich jeder normale Arbeitnehmer nur bestätigen. Die Schuldfrage an der Arbeitslosigkeit wurde umgedreht (vielen Dank nochmal den Interessenvertretern aus der Wirtschaft und den Unternehmensberatungen) und – eigentlich noch schlimmer – die Methoden dieser Philosophie angepaßt. Darum geben die ARGEN ganz viel Geld aus für …. Schwimmkurse in der Sahara, Bergsteigerkurse in Ostfriesland und Kurventraining für Rennfahrer an Blindenschulen. Demnächts neu: Hundert-Meter-Lauftraining mit bekannten Sportlern für Rollstuhlfahrer. Einfach ein TSCHAKKA und du schaffst es.
Es werden unwahre Arbeitslosenzahlen unkommentiert von den Medien verbreitet, dabei wissen alle, dass wir in einer Gesellschaft von 1-€-Jobs und Mini-Jobs leben.
Stellenanzeigen in Zeitungen? Seitenweise nur noch Teilzeit, Leiharbeit, Minijob oder weniger.
Kann hier keiner mehr lesen?
Doch. Darum … schreibe ich soviel.
Was unterscheidet uns noch von einer diktatorischen Staatsform á la DDR?
Ich behaupte einmal, nicht allzu viel. Auch in der BRD wurden seit 20 Jahren und erst recht nach dem 11.09. die Bürgerrechte ausgehöhlt, Medien mittlerweile gleichgeschaltet bzw. die Verantwortlichen durch “linientreue” Propagandisten ersetzt.
Was unsere Gesellschaft vor 20 Jahren noch entsetzt hätte ist heute Alltag.
Ich denke, Hartz IV 1975 und die RAF hätte mehr Personal gehabt als die Polizei. Aber dann kam Privatfernsehen – und Pisa sowie die „Generation Doof“ demonstrieren deutlich, das es ein voller Erfolg war.
Sog. Experten, Professoren, Sachverständige werden wieder und wieder eingesetzt, um den von einer bestimmten Gruppe gewollten Staus Quo zu definieren und zu verbreiten. Und sie machen das nur zu gern in dem Glauben, dazu zu gehören.
Welche Rechte und Möglichkeiten stehen dem heutigen Bürger noch frei um Veränderungen zu bewirken?
Wahlen werden durch die Listenplätze der Parteien ad absurdum geführt.
Abweichende Meinungen werden nicht mehr diskutiert sondern diffamiert (Kommunisten, etc.).
Die diktatorischen Formen in der BRD von heute sind lediglich feiner und subtiler als in ehemaligen Ostblockstaaten.
Na, soweit ich die verstanden habe, haben die sich ja auch nicht als Diktatur verstanden. Die fanden sich doch selbst völlig in Ordnung.
Denken, auch um der Gemeinschaft willen, ist einer tumben Dauer-Party-Stimmung gewichen. Alles ist Party. Hartz 4 ist Party. Demütigung ist Party. Hunger ist Party. Ausgrenzen ist Party.
In den Parteien CDU/CSU, FDP, SPD und Grüne steht mittlerweile der Bodensatz an der Spitze. Egal, ob sie Westerwelle, Rösler, Gabriel, Steinmeier, Nahles, Künast oder Özdemir heißen, Mittelmäßigkeit und Verfügbarkeit für Konzerne und Banken zeichnen die Spitze dieser Republik aus. Rückgrat, Moral, Verantwortung sind für diese Kreaturen Fremdworte. Die letzten anständigen Menschen in den Parteien wurden mundtot gemacht (Listenplatz!!), diffamiert und zum Stimmvieh degradiert.
Privatfernsehen hat aus allem eine Party gemacht. Das ist so. Es verblödet und reduziert Wirklichkeit auf ganz enge stereotype Bereiche, gleichzeitig produziert es in Massen unpolitische Identifikationsmuster, die die Menschen mangels Alternativen annehmen. Die Generation meiner Mutter ist da noch Renitent, die wissen, wie schnell diese Party in brennenden Innenstädten endet. Meine Generation wollte den demokratischen Aufbruch, wir kommen da auch gerade noch durch … doch die, die nach uns kommen, wollen nur noch SPASSS! Denn das ist am Ende der geschichtlichen Entwicklung der Menschheit, wo alle im Wohlstandsparadies leben, das, was noch übrig bleibt zu tun: Spaß haben. Der Rest ist ja getan … auch wenn Kinderblut am hautengen T-shirt klebt.
Die diktatorische Rafinesse einer ebenso geschulten Kanzlerin gepaart mit austauschbaren und mittelmäßig gebildeteten Parteikarrieristen jeglicher Couleur sowie willfähriger Medien ist der Todescocktail dieser Gesellschaft.
Korruption zwischen Wirtschaft und Politik ist heute offenes Tagesgeschäft. Medien berichten darüber wie über Sportergebnisse, denn es gibt heute weder eine rechtliche noch eine moralische Instanz, die solchermassen verurteilt.
Konzerne machen auf Kosten der Menschen, die dort arbeiten, Milliardengewinne wie noch nie. Aber uns wird erzählt, “wir leben über unsere Verhältnisse”, wenn ein gerechter Lohn gezahlt werden soll.
Die Deutsche Bank als exemplarisches Beispiel erwirtschaftet einen riesigen Milliardengewinn, setzt aber als Konsequenz weitere 1.700 Mitarbeiter vor die Tür um diesen Gewinn noch zu steigern.
Ich denke … einfach mal mehr lesen, dann sieht man, das an den Worten was dran ist.
Kinder hungern, verblöden, werden ausgegrenzt – erwachsene Menschen im besten Arbeitsalter werden in Argen gedemütigt, erleben einen sozialen Abstieg sondergleichen und stellen das eigene Leben in Frage.
Und alle schauen zu, und viele hauen drauf, und die meisten interessiert das alles nicht.
Das ist die heutige BRD unter einer Kanzlerin, die in einer Diktatur erzogen wurde und dort alle Privilegien besaß (einschließlich des IM Status).”
Ich teile die Meinung des Autors bezüglich der allmächtigen Kanzlerin nicht. Ich halte sie sogar für ausgesprochen naiv – darum hat Kohl sie erwählt. Sie kennt den Weg gar nicht, der beschritten wird.
Warum löscht der STERN so etwas. Thema verfehlt … oder Einladung zum Bundespresseball in Gefahr?